Rezension über:

Werner Freitag (Hg.): Mitteldeutsche Lebensbilder. Menschen im späten Mittelalter. Hrsg. im Auftrag der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt, Köln / Weimar / Wien: Böhlau 2002, 242 S., ISBN 978-3-412-04002-4, EUR 19,90
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Rezension von:
Enno Bünz
Historisches Seminar, Universität Leipzig
Redaktionelle Betreuung:
Jürgen Dendorfer
Empfohlene Zitierweise:
Enno Bünz: Rezension von: Werner Freitag (Hg.): Mitteldeutsche Lebensbilder. Menschen im späten Mittelalter. Hrsg. im Auftrag der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt, Köln / Weimar / Wien: Böhlau 2002, in: sehepunkte 3 (2003), Nr. 10 [15.10.2003], URL: https://www.sehepunkte.de
/2003/10/2672.html


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Werner Freitag (Hg.): Mitteldeutsche Lebensbilder

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Im Auftrag der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt beginnt mit diesem Band eine neue Folge der Mitteldeutschen Lebensbilder zu erscheinen. Bereits 1926 bis 1930 sind fünf Bände unter diesem Reihentitel herausgekommen. Der Vorsitzender der Historischen Kommission, der Hallenser Mediävist Andreas Ranft, und sein Mitherausgeber, der Landeshistoriker Werner Freitag, begründen im Vorwort das räumliche und inhaltliche Konzept der Reihe.

Sie favorisieren ein "kleinmitteldeutsches" Konzept, was nichts anderes bedeutet, als Mitteldeutschland mit Sachsen-Anhalt gleichzusetzen. Da die "Mitteldeutschen Lebensbilder" bereits als Reihe der einstigen Historischen Kommission für die Provinz Sachsen und für Anhalt begründet worden sind, mag es vertretbar sein, am Titel der Reihe festzuhalten. Ansonsten halte ich es aber für zweckmäßiger, mit "Mitteldeutschland" jenen historischen Großraum zu bezeichnen, der einst vom Territorium der Wettiner geprägt wurde und sich zu großen Teilen mit den heutigen Bundesländern Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt deckt. In Sachsen gibt es übrigens eine vergleichbare Publikationsreihe, die "Sächsischen Lebensbilder" (zuletzt erschien Band 4, Leipzig 1999), und außerdem die "Sächsische Biographie", die vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V. in Dresden bearbeitet wird (Sächsische Biografie. Probeheft, Leipzig 2003, die weitere Publikation wird ab 2004 im Internet erfolgen).

Der vorliegende Band enthält zehn Lebensbilder, die in drei Gruppen präsentiert werden. Zur Gruppe der geistlichen und weltlichen Fürsten gehören der Magdeburger Erzbischof Arnold von Sternberg (1368-1371, von Stefan Pätzold), der Wettiner Ernst von Sachsen, Erzbischof von Magdeburg und Administrator von Halberstadt (1476-1513, von Jörg Rogge), die Äbtissin Hedwig von Quedlinburg (1458-1511, von Michael Vollmuth-Lindenthal) sowie der Fürst und Magdeburger Dompropst Magnus von Anhalt (1455-1524, von Michael Thomas).

Den Herausgebern geht es aber nicht nur um die großen Gestalten der Landesgeschichte, sondern es sollen auch Personen aus dem "zweiten Glied", die in Staat, Stadt und Kirche eine Rolle gespielt haben, gewürdigt werden. So begegnet man in der zweiten Gruppe den "Männern der Stadt", nämlich Matthias Hadeber aus Halberstadt (hingerichtet 1424, von Gudrun Wittek), Peter Becker, Ratmann und Bürgermeister in Zerbst (gestorben nach 1455, von Frank Kreißler) und Henning Strobart, Stadthauptmann von Halle und Magdeburg (gestorben 1456, von Michael Vollmuth-Lindenthal). In diese Kategorie gehören schließlich auch die Pfründenjäger und Gelehrten, die zu einer dritten Gruppe zusammengestellt wurden: Die beiden Dompröpste von Halberstadt Ludwig Quirre (circa 1395-1463, von Ulrich Schwarz) und Balthasar von Neuenstadt (gestorben 1516, von Hans Fuhrmann) sowie der magdeburgische Kanzler Christoph Türck (1497-1546, von Michael Scholz).

Die Lebensbilder sind durchweg gut lesbar geschrieben und weisen erfreulicher Weise auch einen Anmerkungsapparat auf. So weit möglich sollte den Lebensbildern auch eine Abbildung beigegeben werden. Die Absicht der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt, weitere Bände mit Lebensbildern herauszubringen, ist sehr begrüßenswert.

Enno Bünz