KOMMENTAR ZU

Tilmann Kulke: Rezension von: Reza Aslan: Kein Gott außer Gott. Der Glaube der Muslime von Muhammad bis zur Gegenwart. Aus dem Englischen von Rita Seuß, München: C.H.Beck 2006, in: sehepunkte 9 (2009), Nr. 6 [15.06.2009], URL: http://www.sehepunkte.de/2009/06/15650.html

Von Tilmann Kulke

An dieser Stelle möchte ich mich für den privaten Kommentar von Dr. Jens Scheiner (Berlin) zu meiner Rezension (Resa Aslan: Kein Gott außer Gott, München 2006) bedanken und dessen Anmerkungen im Folgenden zitieren, damit es zu keinen Missverständnissen bei meiner Buchbesprechung kommt.

Jens Scheiner schreibt hierzu:

1) Kritisch sollte man die Information bewerten, derzufolge der zweite Kalif 'Umar eine in Damaskus fertig gestellte Mosche hat wieder abreißen lassen, "die durch jüdische Zwangsenteignungen errichtet worden war" (115). Diese "Geschichte" (Wortlaut Aslans (302)), die Aslan ohne Seitenangabe (!) auf den Nahostreisenden des 19. Jahrhunderts Josias Porter (Five Years in Damascus. London 1855) zurückführt, kommt in keiner mir bekannten historischen Quelle zu Damaskus vor. Ihre Authentizität ist noch zu belegen. (Vgl. hierzu: Jens J. Scheiner: Die Eroberung von Damaskus. Quellenkritische Untersuchung zur Historiographie in klassisch-islamischer Zeit. Leiden 2009 [in Druck].)

2) Die Beschreibung der jüdischen Stämme in Medina (den Banū Quraiẓa, den Banū Qainuqā' und den Banū 'n-Naḍīr) "als Klienten" der anderen medinensischen Stämme ist sachlich falsch. Während die Banū Quraiẓa und die Banū Qainuqā' Alliierte, und damit unabhängige Verbündete, der Ḫazraǧ waren (siehe EI2, s.v. Ḳaynuḳa, banū und s.v. Ḳurayẓa, Banū), weswegen Muḥammad eigene Vereinbarungen mit ihnen schließen musste, waren nur die Banū 'n-Nadīr Klienten, und damit rechtlich abhängige Verbündete, der al-Aus (siehe EI2, s.v. Naḍīr, Banū 'l-).

3) Es ist problematisch, von einer "Exekution" zu sprechen, wenn man das Vorgehen gegen die Banū Quraiẓa beschreibt, welche die Quraiš gegen die Muslime in Medina unterstützten. Die männlichen Angehörigen der Banū Quraiẓa wurden getötet (von einer öffentlichen Hinrichtung ist nicht die Rede), die weiblichen Angehörigen des Stammes und die Kinder wurden hingegen am Leben gelassen, wenn sie auch in die Sklaverei verkauft wurden. Eine genauere Zitierung von Reza Aslans Angaben würde weiter zu Aufklärung und damit zu weniger Missinterpretationen der frühislamischen Geschichte beitragen. (Hier soll von Seiten des Rezensenten bemerkt werden, dass Aslan von einer 'Exekution' spricht, S.115, bzw. von 'Ausrottung', S. 113).