KOMMENTAR ZU

Hubert Locher: Rezension von: Julian Kliemann / Michael Rohlmann: Wandmalerei in Italien. Die Zeit der Hochrenaissance und des Manierismus. Aufnahmen von Antonio Quattrone und Ghigo Roli, München: Hirmer 2004, in: sehepunkte 5 (2005), Nr. 9 [15.09.2005], URL: http://www.sehepunkte.de/2005/09/7330.html


Von Gerhard Straehle

Nach der im Prinzip sicherlich richtigen Auffassung des Rezensenten Hubert Locher erscheint die vorliegende Bilddokumentation Julian Kliemanns und Michael Rohlmanns zur Wandmalerei Italiens "desto wertvoller, wo es sich um Orte handelt, die dem Fachmann zwar bekannt, jedoch nur unter erheblichen Schwierigkeiten zu besichtigen sind, was etwa für die Deckenausmalung der Carracci in der Galleria Farnese gilt", die nach Meinung des Rezensenten zurecht "den passenden Schlusspunkt des Bandes bildet".

Eine Einschränkung muss hier freilich zur tatsächlich vorgelegten Bilddokumentation in diesem Band gemacht werden: Auf Seite 229 findet sich zum Freskenzyklus der Brüder Carracci in der Galleria Farnese oben das Bild mit Aurora, wie sie den Kephalos auf ihrem Himmelswagen entführt und unten das Bild mit Glaukos und Skylla im Gefolge von Tritonen, wie sie im Triumphzug übers Meer reiten. Daneben erscheint in der unteren Szene links das Medaillon mit dem leidenschaftlichen Windgott Boreas, wie er Oreithyia entführt und im rechten Medaillon die bekannte Szene mit Orpheus und Eurydike in dem Moment, wo sich Orpheus umwendet und Eurydike entflieht.

Und was sieht man oben in den Medaillons links und rechts neben der Szene mit Aurora und Kephalos? Man sieht in diesen Medaillons genau dasselbe (!) wie im unteren Bild: links die Entführung der Oreithyia und rechts Orpheus und Eurydike. Der obere Deckenausschnitt der Galleria Farnese ist tatsächlich eine fälschende Collage. Es scheint, als habe sich das Bild mit der Entführung des Kephalos einen anderen Rahmen und andere Begleitbilder gesucht und dafür die Unterlage des darunter befindlichen Bildes adaptiert!

Dass es sich tatsächlich um eine fälschende Collage handelt, zeigt die Gesamtansicht des Deckengewölbes auf den Seiten 221 und 222 derselben Publikation von Kliemann und Rohlmann sowie das Schema auf Seite 458 (und natürlich jedes andere bekannte Photo der Deckenfresken der Galleria Farnese), wo Aurora und Kephalos richtig von Pan und Syrinx (links) und Hermaphrodit und Salmakis (rechts) flankiert werden. Die im Hirmerband veröffentlichte fälschende Collage muss den Verfassern bei der Fabrikation einige Mühe bereitet haben, und ihr Sinn ist nicht recht ersichtlich. In einer wissenschaftlichen Publikation jedenfalls hat eine solch alberne Fälschung nichts zu suchen.