Rezension über:

Edward Bispham / Thomas Harrison / Brian A. Sparkes (eds.): The Edinburgh Companion to Ancient Greece and Rome, Edinburgh: Edinburgh University Press 2006, XII + 604 S., ISBN 978-0-7486-1629-9, GBP 65,00
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Rezension von:
Peter Zeller
Seminar für Alte Geschichte, Eberhard Karls Universität, Tübingen
Redaktionelle Betreuung:
Mischa Meier
Empfohlene Zitierweise:
Peter Zeller: Rezension von: Edward Bispham / Thomas Harrison / Brian A. Sparkes (eds.): The Edinburgh Companion to Ancient Greece and Rome, Edinburgh: Edinburgh University Press 2006, in: sehepunkte 11 (2011), Nr. 11 [15.11.2011], URL: https://www.sehepunkte.de
/2011/11/16682.html


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Edward Bispham / Thomas Harrison / Brian A. Sparkes (eds.): The Edinburgh Companion to Ancient Greece and Rome

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Ein Blick in das Inhaltsverzeichnis des 2006 erschienen Edinburgh Companion to Ancient Greece and Rome macht deutlich, worum es den Herausgebern geht: In vier übergreifenden Kapiteln soll ein möglichst breites Bild der griechisch-römischen Antike sowie der althistorischen Forschung vermittelt werden. Zu diesem Zweck werden auf etwa 600 Seiten 70 Themen behandelt, die wiederum in vier übergreifende Kapitel gegliedert sind. Folglich steht für die einzelnen Beiträge nur ein sehr begrenzter Raum zur Verfügung und so ist denn auch kaum ein Beitrag länger als 10 Seiten. Das Buch wendet sich explizit an Studierende, soll aber auch den Lehrenden ein nützliches Hilfsmittel sein.

Part one: Classics and the Classical World. Das erste Kapitel fällt zunächst dadurch positiv auf, dass neben den klassischen auch neuere historische Frageperspektiven vorgestellt werden und die althistorische Forschung damit in einen aktuellen wissenschaftlichen Kontext eingeordnet wird. So werden unter dem Stichwort Archaeology etwa Raum- und Identitätskonzepte thematisiert oder unter dem Punkt Literature auch (de)konstruktivistische Interpretationsansätze der neueren Literaturwissenschaft vorgestellt. Darüber hinaus bietet dieses Kapitel unter Punkt A einen kurzen wissenschaftsgeschichtlichen Überblick sowie Beiträge zu weiteren Forschungsfeldern wie etwa Economy, Gender oder Classical Legacies; unter dem letztgenannten Stichwort findet sich ein Abriss über verschiedene Formen der Antikenrezeption und ihrer Bedeutung für die westliche Moderne.

Etwas verwirrend ist die unterschiedliche Ausrichtung der einzelnen Beiträge: Während einige, wie Archaeology und Literature, eher methodisch ausgerichtet sind, geben andere, wie Religion oder Art History and Aesthetics, eher eine inhaltliche Einführung.

Unter den Punkten B und C erfolgt dann eine regionale und chronologische Eingrenzung der griechisch-römischen Antike, die aufgrund des beschriebenen Aufbaus ebenfalls sehr kurz ausfällt. So stehen beispielsweise für die Beiträge The Ancient Near East, Archaic and Classical Greece oder The Roman Empire jeweils gerade einmal 5-6 Seiten zur Verfügung. Neben einer kurzen Darstellung der Fakten bieten diese Artikel auch einen Einblick in die jeweilige Überlieferungssituation sowie in einige grundlegende methodische Fragestellungen der althistorischen Forschung.

Der Aufbau dieser Beiträge ist durchaus sinnvoll, es ist jedoch kaum möglich, auf diesen wenigen Seiten ein differenziertes Bild der jeweiligen Region oder Epoche zu zeichnen.

Part two: Material Culture. In diesem Kapitel werden sowohl die naturräumlichen Gegebenheiten als auch die vielfältigen materiellen Hinterlassenschaften der Antike, die der Altertumswissenschaft heute als Quellen zur Verfügung stehen, thematisiert. Auch hier fällt zunächst die Fülle der behandelten Themen auf: Neben dem in wissenschaftlichen Einführungen standardmäßig behandelten Quellenmaterial wie etwa Papyri, Coinage oder Inscriptions finden sich hier auch Beiträge zu seltener thematisierten Zeugnissen wie Landscape.

In diesem Kapitel erscheint die Länge der Beiträge insgesamt angemessen. Es fällt jedoch auf, dass die Themen auf sehr unterschiedlichem Niveau erschlossen sind: Während die Artikel Manuscripts und Inscriptions eine sehr gelungene Einführung bieten, ist der Beitrag über Coinage, bei aller thematischen Breite, ohne numismatische Vorkenntnisse nur schwer zu verstehen. So werden etwa die Begriffe Avers (obverse) und Revers (reverse) weder im Text erklärt noch im Glossar aufgeführt.

Part three: Texts and Genres. Mit dem dritten Kapitel tritt die schriftliche Überlieferung in den Vordergrund und einmal mehr überzeugt das Inhaltsverzeichnis durch eine große Vielfalt. Neben unerlässlichen Themen wie Epic, Historiography oder Rhetoric, zumeist unterteilt in Greek und Roman, werden auch hier weniger bekannte Genres wie etwa Music oder Technical Writing behandelt. Die einzelnen Beiträge geben einen kurzen Überblick über die Überlieferungssituation und die wichtigsten Vertreter des jeweiligen Genres, die Entstehung der Texte wird in einen historischen Rahmen eingeordnet. Darüber hinaus wird versucht, methodische Fragestellungen aufzugreifen und Bezüge zwischen den verschiedenen Gattungen aufzuzeigen.

Die Beiträge sind überwiegend gelungen, doch gerade hinsichtlich der beiden letztgenannten Punkte setzt die knapp bemessene Seitenzahl enge Grenzen.

Part four: Essential Information and Systems of Reference. Das letzte Kapitel dient hauptsächlich der übersichtlichen Zusammenstellung von Informationen zu verschiedenen Bereichen der griechisch-römischen Antike und der althistorischen Forschung: Beiträge wie Measures, Weights and Money oder Metre können ebenso ein nützliches Hilfsmittel sein, wie etwa die beigefügten Karten (Maps) oder das Glossar (Glossary of Ancient and Modern Terms). Dasselbe gilt für die Zusammenstellung weiterführender Informationsmöglichkeiten (Resources) und das umfangreiche Abkürzungsverzeichnis (Abbrevations), in dem auch erläutert wird, wie antike Autoren zitiert werden.

Insgesamt erscheint eine solche Ergänzung für ein Companion durchaus sinnvoll, auch wenn es nicht möglich ist, alle relevanten Themen umfänglich abzudecken. Unklar bleibt, weshalb der Artikel Politics in dieses Kapitel aufgenommen wurde, da er als kurze Geschichte des Politischen in der Antike - auch in Auseinadersetzung mit einem modernen Politikverständnis - vielleicht besser in das erste Kapitel gepasst hätte. Mit 18 Seiten ist er außerdem der längste Beitrag mit Fließtext, was das Politische gegenüber anderen kulturellen oder gesellschaftlichen Phänomenen überbetont.

Insgesamt hinterlässt das Edinburgh Companion to Ancient Greece and Rome einen zwiespältigen Eindruck: Einerseits überzeugt es durch eine große Vielfalt an Themen und Fragestellungen und bietet dadurch gerade Anfängern einen guten Einblick in die Alte Geschichte. Der umfangreiche Index und vor allem die Literaturhinweise am Ende jedes Beitrags bestätigen dieses Bild. Andererseits kommt die historische Darstellung aufgrund des Aufbaus insgesamt etwas zu kurz und die Gewichtung der Beiträge kann, wie auch die Auswahl der Themen, nicht immer überzeugen. Letzteres gilt auch für die ansonsten sehr hilfreichen Literaturhinweise, da ausschließlich englischsprachige Titel berücksichtigt wurden.

Peter Zeller