Rezension über:

Cesare Letta / Simonetta Segenni (a cura di): Roma e le sue province. Dalla prima guerra punica a Diocleziano (= Studi Superiori; 967), Roma: Carocci editore 2015, 319 S., 16 Farbkarten, ISBN 978-88-430-7423-5, EUR 24,00
Inhaltsverzeichnis dieses Buches
Buch im KVK suchen

Rezension von:
Gabriele Wesch-Klein
Ruprecht-Karls-Universität, Heidelberg
Redaktionelle Betreuung:
Matthias Haake
Empfohlene Zitierweise:
Gabriele Wesch-Klein: Rezension von: Cesare Letta / Simonetta Segenni (a cura di): Roma e le sue province. Dalla prima guerra punica a Diocleziano, Roma: Carocci editore 2015, in: sehepunkte 16 (2016), Nr. 3 [15.03.2016], URL: https://www.sehepunkte.de
/2016/03/27184.html


Bitte geben Sie beim Zitieren dieser Rezension die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.

Cesare Letta / Simonetta Segenni (a cura di): Roma e le sue province

Textgröße: A A A

Cesare Lette und Simonette Segenni, die zugleich als Herausgeber fungieren, haben zusammen mit Kollegen eine Geschichte Roms und seiner Provinzen von den Anfängen bis Diokletian publiziert. An dem in italienischer Sprache abgefassten Werk sind zwölf Autoren beteiligt. Das Werk hat einführenden Charakter und wendet sich an ein breiteres Publikum. Die Autoren verzichten auf Fußnoten, Eigennamen wurden ausnahmslos ins Italienische übertragen (ohne Anmerkung des antiken Namens), Verweise auf die Sekundärliteratur oder Quellen sind vereinzelt in den Text in Klammern eingefügt, Forschungskontroversen werden nicht diskutiert, die Geschichte der einzelnen Provinzen wird auf Wichtiges beschränkt vorgestellt, wobei die Schwerpunktsetzung von Autor zu Autor variiert. Manchmal drängt sich der Eindruck auf, die einzelnen Autoren wollten ihre Kompetenz und umfassendes Wissen zeigen, indem sie möglichst viel auf knappem Raum unterbringen.

Das Werk gliedert sich in zwei Teile. Der erste widmet sich der Verwaltung der Provinzen während der Republik und in der Kaiserzeit (19ff.: Le province e la loro amministrazione). Die grundlegenden Strukturen der Verwaltung der Provinzen in Republik und Kaiserzeit samt Bezeichnung und Funktion der Amtsträger werden in aller Kürze erläutert. Dabei finden auch wirtschaftliche und steuerliche Aspekte Berücksichtigung (63 ff: Economia e fiscalità). Der Bedeutung des Heeres für die einzelnen Provinzen gilt ebenfalls ein kurzgefasster Abschnitt (75ff.).

Der zweite Teil widmet sich in knapp gefassten Kapiteln den einzelnen Provinzen und ihrer Geschichte (87ff.: Profilo e storia delle singole province), an deren Ende sich jeweils eine bisweilen sehr kurze, teilweise recht ausführliche Bibliographie findet. Das Werk beschließen in Farbe gedruckte Landkarten (287ff.), und eine Bibliografia generale (305ff.). Die dem Neuen Pauly entnommenen Karten bieten einen Überblick über einzelnen Regionen des Reichs teilweise auch während der Spätantike und damit über den behandelten Zeitraum hinaus. [1]

Nicht jeder Provinz kommt ein eigenes Kapitel zu. So wurden beispielsweise die Provinzen Syria und Iudaea gemeinsam abgehandelt (221-226 mit Bibliographie [226-227]). Dies ist insofern gerechtfertigt, als Iudaea längere Zeit eine von Syrien abhängige Provinz bildete. Allerdings kommt die Geschichte von Iudaea in dem Kapitel zu kurz; die jüdisch-römischen Beziehungen in republikanischer Zeit, das enge Verhältnis von Herodes d. Gr. zur römischen Oberschicht und die Förderung, die ihm nicht zuletzt durch Augustus zuteilwurde, bleiben unberücksichtigt. Dafür werden die Dissonanzen zwischen Germanicus, dem Neffen und Adoptivsohn des zweiten Prinzeps Tiberius, und dem syrischen Statthalter Cn. Calpurnius Piso erwähnt, der für den frühen Tod des jungen Mannes und Hoffnungsträgers der julisch-claudischen Dynastie verantwortlich gemacht wurde; eine Begebenheit, die Rom bewegte und die dank des 1996 von W. Eck, A. Caballos und F. Fernández edierten Senatus consultum der Cn. Pisone patre in der Forschung in den letzten Dezennien ausführlich behandelt wurde, aber mit der Geschichte der Provinz Syrien an sich nichts zu tun hat. Dagegen liegt das Augenmerk beispielsweise im Kapitel Mauretania weniger auf den beiden, von Claudius eingerichteten Provinzen Mauretania Tingitana und Mauretania Caesariensis als auf der Geschichte der Region vor der Schaffung der beiden Provinzen. Ähnlich verhält es sich mit dem Kapitel über die beiden germanischen Provinzen. Hierzu sei angemerkt, dass sich die Provinz Germania superior nicht über nur einen Teil Frankreichs, der Schweiz und das heutige Bundesland Baden-Württemberg erstreckte, sondern ebenso Teile einschloss, die heute zu den Bundesländern Hessen, Rheinland-Pfalz und Bayern gehören. Auch die Provinz Germania inferior umfasste nicht nur Teile der Niederlande, Belgiens und Nordrhein-Westfalens, sondern ebenso Teile von Rheinland-Pfalz.

An die Vorstellung der einzelnen Provinzen schließt sich der von G. Salmieri verfasste Appendix "Theodor Mommsen e la scoperta della storia delle province romane" an, in dem die Beschäftigung mit der Geschichte der römischen Provinzen von Th. Mommsen an skizziert wird (275ff.). Die unterschiedlichen Herangehensweisen und Schwerpunkte, die von namhaften Forschern wie Th. Mommsen, M. Rostovtzeff, T. Frank, F. Millar und vielen anderen gesetzt wurden, prägen nachhaltig das Bild von der sozio-politischen, religiösen, wirtschaftlichen Geschichte der Provinzen Roms und ihrer Kultur. Sie bereiteten den Weg für neue Überlegungen. Die Forschung des 21. Jahrhunderts befasst sich vornehmlich mit Fragen der Akkulturation, der Identität der Provinzialen einerseits als Angehörige einer Ethnie mit allen ihren besonderen kulturellen Merkmalen und als römische Bürger bzw. Untertanen Roms, den Spezifika der einzelnen Provinzen und dem Einfluss der Provinzen auf die Gestalt des Imperium Romanum. Ohne das Wissen und die methodischen Ansätze, die wir Generationen von Forschern zu danken haben, gäbe es die heutigen Fragestellungen nicht. Das anzuzeigende Buch, das sich an ein breiteres, an der Geschichte der römischen Provinzen interessiertes Publikum wendet, vermittelt einen Eindruck von unserem Wissenstand, indem es die wichtigsten Fakten zu den einzelnen Provinzen und ihrer Verwaltung kurz gefasst und gut lesbar vereint und damit einen guten Einstieg in die Geschichte der römischen Provinzen bietet.


Anmerkung:

[1] A.-M. Wittke / E. Olshausen / R. Szydlak: Historischer Atlas der antiken Welt, Stuttgart / Weimar 2012.

Gabriele Wesch-Klein