Rezension über:

Frank Fehrenbach / Matthias Krüger (Hgg.): Der achte Tag. Naturbilder in der Kunst des 21. Jahrhunderts (= Naturbilder / Images of Nature; Bd. 1), Berlin: de Gruyter 2016, 238 S., ISBN 978-3-11-037444-5, EUR 49,95
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Rezension von:
Stefanie Meier-Kaftan
Wilsdruff
Redaktionelle Betreuung:
Hubertus Kohle
Empfohlene Zitierweise:
Stefanie Meier-Kaftan: Rezension von: Frank Fehrenbach / Matthias Krüger (Hgg.): Der achte Tag. Naturbilder in der Kunst des 21. Jahrhunderts, Berlin: de Gruyter 2016, in: sehepunkte 19 (2019), Nr. 7/8 [15.07.2019], URL: https://www.sehepunkte.de
/2019/07/29911.html


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Frank Fehrenbach / Matthias Krüger (Hgg.): Der achte Tag

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Der Band I von Naturbilder - Images of Nature entstand als Resultat der Tagung "Naturbilder in der Kunst des 21. Jahrhunderts" im Jahr 2014 an der Universität Hamburg. Dadurch versammelt der Band zahlreiche Essays und Abstracts verschiedener Autoren, die sich mit dem Verhältnis von Kunst und Natur und wie dies in der Kunst der Gegenwart thematisiert wird, beschäftigen.

Die Zivilisation im 21. Jahrhundert ist gekennzeichnet von Naturkatastrophen, Umweltverschmutzung; Lebensmittelskandalen und Entfremdung von der Natur. Tagtäglich berichten die Medien mit einer Flut von Informationen und Bildern darüber. Insbesondere zu sogenannten Krisenzeiten hinterfragt der Mensch seine Beziehung zur Natur bzw. zu seiner Umwelt immer wieder aufs Neue. Dies spiegelt sich dann vor allem im medialen Bereich, insbesondere in der Kunst wieder. Künstler der Gegenwart nutzen die diversen Ausdrucksmöglichkeiten und künstlerischen Mittel, um ihrer Meinung Nachdruck zu verleihen und ein Statement zu setzen.

Der Band beschäftigt sich mit der Präsenz von lebenden Tieren und Pflanzen in der Kunst der Gegenwart. Aufmerksamkeit erlangt das Thema und erlangen die Künstler vor allem durch die Schuldfrage, und sie generieren durch ökologische Zivilisationskritik Aufmerksamkeit. Dabei zitiert der Titel des Buches bereits ein Werk des brasilianischen Künstlers Eduardo Kac. Hier dient der Achte Tag als Metapher für die menschliche Neuschöpfung der Natur aus dem Labor heraus.

Die Beziehung zwischen Mensch und Natur ist komplex. Die Annäherung und das Verständnis für diese Grundlagen und die Thematik des Achten Tages erarbeiten sich die Autoren auf unterschiedliche Weise. Einige gehen theologischen Grundlagen nach und hinterfragen die Arbeit von Eduardo Kac. Andere wiederum suchen Antworten in der Ästhetik. Grundsätzlich möchte der Band diskutieren, wie sich unser Bild von der Natur gewandelt hat und wie wir heute noch Natur definieren können. In jedem der Essays wird dem Leser und der Leserin an einem Beispiel der jeweilige thematische Bezug anschaulich dargestellt, was die Möglichkeit bietet, eigene Sichtweisen und Standpunkte zu entwickeln.

Die Autoren nähern sich dabei aus unterschiedlichen Perspektiven: kunsttheoretischen, anthropologischen ebenso wie naturwissenschaftlichen. Auch die Künstler der Gegenwart bedienen sich unterschiedlicher Ansätze, seien es Lichtinstallation wie bei Anthony MacGall und James Turrell oder Fotografien von Mathias Kessler, die sich auf Lichtkunst beziehen, welche er auf seinen Expeditionsreisen mit der Kamera festhielt. Matthias Krüger veranschaulicht das derzeit stark diskutierte Thema vom Klima und CO2 anhand der Sonnenuntergangs-Installation "The Weather Project" von Olafur Eliasson. Bei anderen Künstlern wird die Migration eines Felsen als Basis der Thematisierung des Klimas genutzt.

Auch der Einsatz von lebenden Pflanzen ist in der Kunst der Gegenwart zu beobachten, dies thematisiert anschaulich der Aufsatz von Sabine Bartelsheim. Sie schlägt die Brücke vom Renaissancegarten hin zu den Bepflanzungen im urbanen städtischen Raum in der heutigen Zeit. Monika Wagner hingegen vergleicht die Ausübung des Gärtners mit der des Künstlers und erhebt ihn auf die gleiche Stufe durch seine schaffende Tätigkeit. Sie zeigt beispielsweise anhand von vertikalen Gärten und Neuschöpfungen in der Pflanzenwelt ein neues Zukunftsbild auf.

Auch philosophische und mediale Ansätze finden sich bei den Autoren, ebenso wird bereits vom Bild der postdigitalen Natur gesprochen. Auch wird nach filmischen Motiven gesucht, die sich in die Diskussion um die Verarbeitung der Natur in der Kunst einreihen und keineswegs fehlen dürfen. Zu guter Letzt darf die Tierpräparation als weitere Kunstform nicht fehlen. Dieser widmet sich Petra Lange-Berndt anhand der provokativen Arbeit von Tessa Farmer, die einen absichtlich schlecht präparierten Fuchs als neu inszenierte Metapher nutzt. Exkursweise geht die Autorin hier auch noch auf Insekten als Werkgegenstand ein, ein Thema welches aus aktuellen Berichterstattungen nicht wegzudenken ist.

Die Beziehung von Mensch und Natur ruft Emotionen hervor. Dies machen sich die Künstler der Gegenwart zunutze, wenn auch in ganz unterschiedlichen und individuellen Herangehensweisen. Die einzelnen Autorenbeiträge erörtern anhand von künstlerischen Beispielen, wie es um das aktuelle Bild der Natur in der Kunst steht. Sie nähern sich diesem aus ästhetischer, kultureller und ethischer Perspektive. So wie die Natur um uns herum im Wandel ist, so ist es auch der Umgang der Künstler mit dieser. Die Natur war und ist Thema in der Kunst, doch das Bild von ihr und die künstlerische Interpretation ist im Wandel. Dies veranschaulicht der Band und gibt bereits einen Ausblick, wie zukünftig das Bild der Natur aussehen und wie sich die Begrifflichkeit in einen neuen künstlerischen sowie gesellschaftlichen Kontext einordnen könnte.

Stefanie Meier-Kaftan