Rezension über:

Franz X. Eder / Heinrich Berger / Julia Casutt-Schneeberger et al.: Geschichte Online. Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten, Stuttgart: UTB 2006, 328 S., ISBN 978-3-8252-2822-4, EUR 19,90
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Rezension von:
Peter Helmberger
Historisches Seminar, Ludwig-Maximilians-Universität München
Redaktionelle Betreuung:
Nils Freytag
Empfohlene Zitierweise:
Peter Helmberger: Rezension von: Franz X. Eder / Heinrich Berger / Julia Casutt-Schneeberger et al.: Geschichte Online. Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten, Stuttgart: UTB 2006, in: sehepunkte 7 (2007), Nr. 7/8 [15.07.2007], URL: https://www.sehepunkte.de
/2007/07/11194.html


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Forum:
Diese Rezension ist Teil des Forums "Einführungsliteratur" in Ausgabe 7 (2007), Nr. 7/8

Franz X. Eder / Heinrich Berger / Julia Casutt-Schneeberger et al.: Geschichte Online

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Der Haupttitel der hier vorzustellenden Publikation ("Geschichte Online") kann auf den ersten Blick etwas in die Irre führen. Handelt es sich bei dem Band der vier Verfasser aus Wien und Zürich doch nicht primär um eine Einführung in geschichtswissenschaftliche Online-Ressourcen, elektronisches Forschen und Publizieren oder einen Beitrag über die Bedeutung des Internets für die Geschichtswissenschaften generell. Vielmehr wird eine - wie es der Untertitel auch richtig stellt - allgemeine Einführung in das (geschichts-)wissenschaftliche Arbeiten geboten. Die Titelgebung ist dennoch leicht erklärbar: Entstanden ist der gut 300 Seiten starke Band im Umfeld des von mehreren österreichischen Institutionen geförderten E-Learning-Projekts "Geschichte Online GO" (http://www.geschichte-online.at). Dieses optisch sehr ansprechend gestaltete Internet-Angebot, das nach Aussage der Autoren in den ersten 18 Monaten über 50.000 Besucher verzeichnen konnte (16), stellt in einer Art Tutorium mehrere Lehr- / Lern-Module vorwiegend für eine studentische Klientel bereit. Zwei dieser Module ('Wissenschaftliches Arbeiten', 'Literatur- und Informationsrecherche') wurden nun in aktualisierter Form gedruckt vorgelegt.

Die beiden behandelten Themenblöcke werden in insgesamt 23 Unterkapitel unterteilt und ebenso präzise wie umfassend abgehandelt. Besonders positiv hervorzuheben ist hierbei, dass unter 'Geschichtswissenschaftliches Arbeiten' der Bereich 'Themenfindung, Fragestellung, Thesenbildung' ausführlicher und prominenter platziert als in anderen Fällen erörtert wird (25-36). Darüber hinaus werden die gängigen Informationen über verschiedene Textsorten, Zitierregeln, die eigene Auswertung von Texten und die Präsentation der Ergebnisse (in Referat und Hausarbeit) geliefert.

Das Modul 'Literatur- und Informationsrecherche' wurde noch einmal aufgesplittet. Es liefert u. a. umfangreiche Informationen zum Umgang mit Bibliotheken, unterschiedlichsten Katalogen und (Online)-Datenbanken, digitalen Ressourcen, Zeitschriften, 'klassischen' Quellen, Archiven und Museen. Der Überblick endet mit einer Vorstellung 'konventioneller' und 'internetgestützter' Netzwerke.

Über die 'richtige' Reihenfolge der abgehandelten Punkte kann man - wie immer in solchen Fällen - unterschiedlicher Meinung sein. So hätte sicherlich auch einiges dafür gesprochen, die Bereiche 'Literatur-' und 'Informationsrecherche' zu vertauschen und die Nutzer / Leser als erstes allgemein an 'Information' und 'Klassische Quellen' heranzuführen, bevor man sie über Literaturrecherche und sogar die geeignete Präsentation der erzielten Ergebnisse (in mündlicher und schriftlicher Form) berät. Manche Zuordnung innerhalb der Submodule 'Literatur-' bzw. 'Informationsrecherche' kann ebenfalls nur bedingt überzeugen (etwa die Einordnung der 'Grundbegriffe der Recherche' unter Literaturrecherche, des Blocks 'Information allgemein' aber unter Informationsrecherche). Etwas fremd wirkt schließlich das Unterkapitel 'Erste Schritte im Kurrent-Lesen' innerhalb des Themensegments 'Geschichtswissenschaftliches Arbeiten'. Da der Band jedoch über ein übersichtlich gestaltetes Inhaltsverzeichnis verfügt, kann auch leicht selbst eine andere Reihenfolge gewählt (bzw. den Studierenden in einer Lehrveranstaltung empfohlen) werden.

Zu jedem einzelnen behandelten Punkt werden - neben weiterführender Literatur - zwei ergänzende Zusatzangebote offeriert:

So finden die Leser zum einen zahlreiche sinnvolle Beispiele (von einzelnen Bibliotheken bis zu Zeitschriften oder Online-Netzwerken) aufgelistet. Eine gewisse Schwerpunktsetzung auf österreichische und schweizerische Institutionen ist hierbei unverkennbar, angesichts der Herkunft der Autoren aber auch nicht allzu überraschend. Zudem findet sich dadurch mancher nützliche Hinweis, der in anderen deutschsprachigen Einführungswerken fehlt. Als nicht ganz unproblematisch könnten sich allerdings die zahlreichen hierbei auch angegebenen Internetadressen erweisen, falls der Band nicht (parallel zum Netzangebot) beständig aktualisiert und neu aufgelegt wird.

Andererseits werden zu den vermittelten Inhalten Übungsaufgaben angeboten. Ein Teil dieser Übungen kann auch online (http://www.geschichte-online.at/utb) bearbeitet werden. Lösungen finden sich dann wieder im gedruckten Band selbst. Ob diese Form tatsächlich, wie von den Verfassern betont, eine benutzerfreundliche Verknüpfung darstellt, sei jedoch dahingestellt.

Der gegenüber den Nutzern / Lesern angeschlagene Ton ist stets sehr freundlich gehalten, bleibt aber doch - gerade im Vergleich zu anderen aktuellen Einführungsschriften - deutlich distanziert. Die persönliche Ansprache wird so nicht über Gebühr strapaziert, gerät allerdings erfreulicherweise umgekehrt auch nicht allzu lehrerhaft. Dagegen ist deutlich zu bedauern, dass der Band zwar mit zahlreichen Abbildungen und Screen-shots illustriert wurde, eine echte optische Strukturierung der vermittelten Inhalte (etwa durch Kästen, Zwischenüberschriften, Zusammenfassungen) jedoch weitgehend unterbleibt. So müssen letztlich Kapitelüberschriften und unterschiedliche Schriftformatierungen innerhalb der einzelnen Abschnitte zur Orientierung genügen. Dies mag u.a. auch daher rühren, dass die im Online-Angebot überall möglichen Querverlinkungen in der gedruckten Fassung entfallen mussten. Der Band bietet somit zwar eine gründliche inhaltliche Einführung in das Fach, kann (v. a. wenn man ihn isoliert ohne das Online-Angebot nutzt) in der Vermittlung jedoch nur eingeschränkt überzeugen.

Bleibt schließlich die Frage, wie sinnvoll oder nötig es war, in Zeiten permanent steigender Internetnutzung und der bekannten Online-Affinität der Studierenden die beiden Module zum Preis von knapp 20 Euro gedruckt anzubieten? Dies wird nicht zuletzt stark von der Art und den Zielen der Verwendung durch den Einzelnen abhängen. Wer sich selbst (allein) in die behandelten Themenbereiche einarbeiten will, wird vermutlich mit dem Online-Angebot besser beraten sein. Dieses eignet sich auch - wie die Praxis bereits gezeigt hat - gut für die Begleitung / Vertiefung von entsprechenden Lehrveranstaltungen. Wer sich hingegen schnell über ein einzelnes Detail oder eine Spezialfrage informieren will, wird den - bei einem vielfach unterteilten Internet-Angebot fast zwangsläufig - relativ großen 'Klickaufwand' vermeiden wollen und in der Regel eher zur gedruckten Version greifen. Der Band bietet somit durchaus eine praktische Ergänzung zum Online-Angebot von geschichte-online.

Peter Helmberger