Bernhard Brenner: Ludwig der Bayer - ein Motor für die Urbanisierung Ostschwabens? Zu den Auswirkungen herrscherlicher Städtepolitik auf die Entwicklung der schwäbischen Städtelandschaft im ausgehenden Mittelalter (= Materialien zur Geschichte des bayerischen Schwaben; Bd. 27), Augsburg: Wißner 2005, VIII + 184 S., ISBN 978-3-89639-494-1, EUR 15,00
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Ob eine Magisterarbeit zur Veröffentlichung drängt, bleibt immer eine Einzelfallentscheidung, handelt es sich doch in der Regel um ein unter Zeitdruck entstandenes Erstlingswerk, mit oft enger, räumlich und zeitlich begrenzter Fokussierung, die auf einen bestimmten impliziten Leser zielt. Die Engführung der Untersuchungsgegenstände und Methoden kann sich jedoch auch positiv auswirken, wie die vorliegende Untersuchung beweist.
So untersucht Brenner am Beispiel der Städtepolitik Ludwigs des Bayern (1314-1347) im ostschwäbischen Raum, welche Auswirkungen herrschaftliche Eingriffe auf die Urbanisierung einer Region haben konnten. "Urbanisierung" wird hierbei als funktionaler Ausbau einzelner Städte und ihre Entwicklung zu zentralen Orten im Hinblick auf ihre politische, rechtliche oder wirtschaftliche Bedeutung verstanden. Brenner analysiert Ludwigs Politik und ihre Wirkungen auf drei räumlichen Ebenen, zunächst auf der Ebene der Reichsstädte, sodann in den Städten im direkten Einflussbereich des Herzogtums Oberbayern und schließlich in den Kleinstädten im Gefüge von Territorialherrschaften. Als Ergebnis beobachtet er eine Durchdringung der gesamten Region mit urbanen Zentren mit abgestufter Zentralität und darauf aufbauend die Entstehung einer differenzierten und in sich vielfältig vernetzten Städtelandschaft, die maßgeblich durch Ludwigs des Bayern planvolle Politik bestimmt waren. Unterstützt wird das Ergebnis durch einige aussagekräftige Karten und Diagramme auf Urkundenbasis.
Für den ostschwäbischen Raum zeigt sich also eine ähnliche Privilegienschwemme wie für andere Königstädte. Mit Ludwig datiert gewissermaßen die zweite massive Ausbauphase des Städtewesens im deutschen Reich, die in den eigenen Regionen von bayrischer Hausmachtpolitik ebenso wie von königlicher Reichspolitik geprägt war. Auch lässt sich analog zu anderen Territorien jene beschleunigte Phase landesherrlicher Etablierung der herrschenden Dynastien beobachten.
Ob sich jedoch in jedem Privileg, gerade wenn es zentrale Elemente der Stadtherrschaft betraf, allein der planvolle Herrscherwille ausdrückte, oder in etlichen Fällen doch eher die städtische Empfängerabsicht im kaum verschleiernden Subtext mitschwingt, wäre weiterhin vorsichtig zu prüfen. Sicherlich haben etliche, vor allem große Städte die teilweise Unterfinanzierung der Königherrschaft etwa nach Ludwigs Romzug genutzt, um ihre Interessen mit politischen Geschenken zu fördern. Allerdings dürfte Ludwigs Kanzlei ebenso wenig Privilegien ausgestellt haben, die seinen königlichen oder territorialen Interessen widersprachen.
Insgesamt zeichnet sich die Untersuchung durch eine präzise Fragestellung und eine konzentrierte Bearbeitung derselben aus. Abgerundet wird sie durch ein nützliches Orts- und Personenregister.
Michael Rothmann