Shaun Tougher: Julian The Apostate (= Debates and Documents in Ancient History), Edinburgh: Edinburgh University Press 2007, 201 S., ISBN 978-0-7486-1887-3, GBP 19,99
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Tim G. Parkin: Old Age in the Roman World. A Cultural and Social History, Baltimore / London: The Johns Hopkins University Press 2003
Hans-Ulrich Wiemer (Hg.): Staatlichkeit und politisches Handeln in der römischen Kaiserzeit, Berlin: De Gruyter 2006
Dieter Timpe: Antike Geschichtsschreibung. Studien zur Historiographie, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2007
Der römische Kaiser Julian hat bis heute nichts von seiner Faszination verloren. Als letzter Heide, als christlicher Apostat, als Feldherr in Gallien und Persien und als nach nur 20 Monaten Regierungszeit tragisch scheiternder Held - als all dieses lässt sich Julian beschreiben. Seine Aktualität schlägt sich in einer Vielzahl neuerer Publikationen, die auch an ein breiteres Publikum gerichtet sind, nieder.
Aber nicht allein in Forschung oder populären Darstellungen, sondern auch in der akademischen Lehre gehört der Kaiser zu den oft und gern behandelten Gegenständen. Julian bietet sich dabei aus mancherlei Gründen für die Thematisierung im Rahmen von Lehrveranstaltungen an: Das beginnt bereits bei der Quellenlage, die, jedenfalls für die Verhältnisse der Alten Geschichte, günstig ist. Zudem sind die Quellen aus ganz unterschiedlicher Perspektive verfasst, so dass sich im akademischen Unterricht Möglichkeiten zur Übung von Quellenkritik bieten: Die christlichen Schmähungen etwa durch Gregor von Nazianz, kontrastieren mit der heidnischen Panegyrik eines Ammianus Marcellinus, beide mit den Schriften aus Julians eigener Feder. Die Eignung Julians als Gegenstand von Lehrveranstaltungen lässt sich aber auch mit der Möglichkeit begründen, mit der Figur des Kaisers zentrale Aspekte des Transformationsprozesses des spätantiken römischen Reiches zu verbinden: Die Christianisierung des Imperium Romanum ist an seinem Beispiel genauso abzuhandeln wie Fragen nach dem Verhältnis von Politik, Religion und Philosophie, der Rolle lokaler Eliten oder dem kaiserlichen Hof und dem Hofzeremoniell in der Spätantike, um nur einige der möglichen Themenfelder zu nennen.
So nimmt es nicht wunder, dass auch Julian in einer Zeit, in der Verlage Einführungen und Unterrichtshilfen in großer Zahl auf den Markt bringen, ein Studienbuch gewidmet wurde, das sich als Veranstaltungsgrundlage und Anleitung zu selbständiger Meinungsbildung versteht.
Den Vorgaben der Reihe entsprechend zerfällt der Band in zwei Teile. Ein erster Abschnitt (1-73) widmet sich der Einleitung in Leben und Regierungszeit des Kaisers und soll in wesentliche Forschungsdiskussionen einführen; der zweite Teil (74-177) enthält Quellen in englischer Übersetzung.
Nach einer kurzen Einführung, die Forschungs- und Quellenlage thematisiert, bietet Tougher einen weitgehend chronologischen Durchgang durch das Leben des Kaisers: Das erste Kapitel "Family" (12-21) behandelt Herkunft und Jugend, es folgen "Conversion" (22-30), "Gaul" (31-43), "Emperor: Style and Reform" (44-53), "Religion" (54-62) und schließlich "Persia" (63-71). Eine kurze Zusammenfassung (72f.) widmet sich der Schwierigkeit, den Herrscher zu bewerten. Querverweise verbinden die Ausführungen mit dem zweiten Teil des Buches. Dieser präsentiert eine Auswahl der zentralen Quellen zu den im ersten Teil behandelten Themenfeldern, wobei es sich vor allem um literarische Quellen handelt, die häufig in älteren Übersetzungen präsentiert werden. Hinzu treten einige wenige numismatische und bildliche Zeugnisse.
Die reine Auflistung des Inhalts zeigt schon, wo die Stärken wie die Grenzen des Buches liegen: Es bietet zunächst einmal eine solide Einführung in das Leben des Kaisers. Der Verfasser bemüht sich mit Erfolg, Forschungskontroversen deutlich zu machen. Die Auswahl der Quellen ist mit Blick auf die behandelten Themen gelungen. Allerdings ist das Spektrum der Themenfelder ebenso eng wie konventionell. Die Einbettung des Kaisers in die sein Handeln präfigurierenden Strukturen bleibt schon aufgrund des zur Verfügung stehenden Platzes vage. Eine Grundlage, um Julian als Ausgangspunkt für die Analyse des Transformationsprozesses des Römischen Reiches in der Spätantike zu benutzen, bietet die Arbeit nicht.
Umfangreich sind, wie dies bei Studienbüchern üblich ist, die Beigaben: Ein Stammbaum des Kaisers, Karten, eine Zeitleiste, Literaturtipps, und eine Bibliografie, die vor allem deutlich macht, dass die Adressaten im englischen Sprachraum zu suchen sind, ergänzen das Buch. Hinzu tritt ein Abschnitt "Essay Questions and Exercise Topics", in welchem dem unschlüssigen Dozenten mögliche Fragen für Hausaufgaben an die Hand gegeben werden: Verdient Constantius II. seinen schlechten Ruf? Warum konvertierte Julian zum Heidentum? Listen Sie die Feldzüge Julians in Gallien auf. Bewerten Sie Julians historische Bedeutung. Die Fragen verdeutlichen die Zielrichtung, die das Buch hat - ein Buch, das sicher eine gelungene kleine Einführung zu Julians Leben bietet, und mit seiner engen Begrenzung auf "Schlüsselthemen" ebenso sicher nicht als alleinige Grundlage für eine Lehrveranstaltung dienen kann.
Jan Timmer