Rezension über:

Rita Hombach: Landschaftsgärten im Rheinland. Die Erfassung des historischen Bestands und Studien zur Gartenkultur des "langen" 19. Jahrhunderts (= Beiträge zu den Bau- und Kunstdenkmälern im Rheinland; Bd. 37), Worms: Wernersche Verlagsanstalt 2010, 328 S., eine CD-Rom, zahlr. Farbabb., ISBN 978-3-88462-298-8, EUR 59,00
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Rezension von:
Sonja Geurts
Wuppertal
Redaktionelle Betreuung:
Ekaterini Kepetzis
Empfohlene Zitierweise:
Sonja Geurts: Rezension von: Rita Hombach: Landschaftsgärten im Rheinland. Die Erfassung des historischen Bestands und Studien zur Gartenkultur des "langen" 19. Jahrhunderts, Worms: Wernersche Verlagsanstalt 2010, in: sehepunkte 12 (2012), Nr. 2 [15.02.2012], URL: https://www.sehepunkte.de
/2012/02/20086.html


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Rita Hombach: Landschaftsgärten im Rheinland

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Mit ihrer komplex angelegten Untersuchung gelingt es Rita Hombach, den historischen Bestand der Landschaftsgärten im Rheinland quellengeschichtlich zu erfassen und darüber hinaus mittels einer spezifischen Methode die vorhandenen Quellen kritisch zu beleuchten. Anhand ausgewählter Beispiele definiert Hombach die Gartenkunstgeschichte des "langen" 19. Jahrhunderts neu, indem sie differenzierte Fragestellungen formuliert und auf diese Weise die vielfältigen und vielschichtigen interpretatorischen Ansätze der Landschaftsgartenkunst belegt. Die reichhaltig illustrierte Publikation, welcher eine CD mit zusätzlichen Abbildungen, ferner Kurzbiografien sowie dem vollständigen Katalog beiliegt, geht auf Hombachs an der Universität Köln eingereichte Dissertation zurück.

Gegliedert in fünf Kapitel (einschließlich Einleitung und Schlussbetrachtung) beinhaltet die Untersuchung eine umfassende Quellenkritik, an die wiederum die Erfassung der Landschaftsgärten anschließt. Darauf aufbauend stellt Hombach die Landschaftsgartenkunst anhand ausgewählter Beispiele und differenzierter Fragestellungen in einen übergeordneten Kontext. Abschließend widmet sich die Kunsthistorikerin dem Landschaftsgarten im frühen 20. Jahrhundert, dessen Typus im Rheinland in unterschiedlichen Formen vertreten ist. Als Fazit der vorhergegangenen Aspekte zur Untersuchung der Landschaftsgärten entwickelt Hombach ein Raster-Modell, das als Methode zur Einordung der Landschaftsgärten im Rheinland und darüber hinaus angewandt werden kann.

Zum Ausgangspunkt ihrer Untersuchung macht Hombach die Quellenlage und setzt den Schwerpunkt hierbei auf die Kartenwerke, die sie als wesentliche Quellen heranzieht. Die Merkmale der unterschiedlichen, im Rheinland vorhandenen Kartenwerke wie der Tranchotkarte, den Müfflingischen Ergänzungsblättern, der Uraufnahme sowie der Neuaufnahme erläutert Hombach sehr präzise und wägt deren Eignung für die gartenhistorische Untersuchung entsprechend ab. Anhand von Vergleichen unterschiedlicher Aufnahmekarten wie topografischen Aufnahmen, Messtischblättern und Reduktionen mit einem entsprechenden Gartenplan legt Hombach den quellenhistorischen Gehalt der Kartenwerke in überzeugender Weise dar. Im Ergebnis hebt die Autorin die Bedeutung der Signaturen hervor, die als Darstellungsformen neue topografische Erscheinungsformen (wie auch des Landschaftsgartens) kenntlich machen, denn "[d]ie Verwendung neuer Signaturen im Kartenbild, die noch nicht im Regelwerk enthalten sind, ist somit eine unmittelbare Reaktion auf diese Wandlungen." (42) Während folglich die frühen preußischen Arbeitsanweisungen (1818-1832) noch vom barocken Schlosspark herrührende Parksignaturen verwenden, wird in der Uraufnahme 1840 bis 1847 eine besondere, dem Landschaftsgarten entsprechende Parksignatur entwickelt. Die Kartografie spiegelt also die Entwicklungen der Gartenkunstgeschichte trefflich wider.

Ihrer "Erfassung der Landschaftsgärten" stellt Hombach die angewandte "Methode der Erfassung" (43) voran. Anhand der historisch-topografischen Methode werden auf der Grundlage der Auswertung entsprechender Kartenwerke drei Zeitstufen ermittelt, sodass das Ergebnis neben einer Liste der ermittelten Landschaftsgärten auch eine Zusammenstellung der Karteninformationen beinhaltet. Auf diese Weise sind die differenzierte Auswertung der Kartenwerke in Gegenüberstellung mit den Gartenplänen und weiterem Quellenmaterial sowie deren quellenkritische Analyse gesichert. Neben den einzeln angeführten Kartenwerken zieht Hombach auch Alexander Dunckers 1867 veröffentlichte Darstellung "Rheinlands Schlösser und Burgen" in zwei Bänden sowie die 1891 von Paul Clemen herausgegebenen "Kunstdenkmäler der Rheinprovinz" heran. Ebenfalls relevante Quellen sind die Exkursionsberichte der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft (1904-1955) sowie die Erfassung des Bundes Heimat und Umwelt (2001/02), die in Form einer CD Rom eine aktuelle Liste der in der Bundesrepublik Deutschland erfassten Gärten enthält.

Ihrer gartenhistorischen Erfassung legt Hombach unterschiedliche Fragestellungen zugrunde, etwa die "Inspiration der Gartengestaltung durch die Topographie" (90), "Die Strukturierung der Gesamtanlage" (156), ferner "Stilfragen" (212) und "Funktionen der Landschaftsgärten" (234). Interessante Fragestellungen widmet sie weiterhin den "Anmerkungen zur Pflanzenverwendung" (228) und den "Gartenarchitekten, Gärtner[n] und Gestalter[n]" (239) im Rheinland. Die exemplarisch den Einzelfragen zugeordneten Gartenbeispiele werden ausführlich dokumentiert und darüber hinaus auf den quellengeschichtlichen Gesamtkontext der Landschaftsgartenkunst unter Einbeziehung der relevanten Gartentheorien bezogen. Die reichhaltigen Abbildungen von historischen Karten, Plänen und Ansichten werden ergänzt durch zeitgenössische Fotografien von Jürgen Gregori. Die hier formulierten Fragestellungen sind schließlich Grundlage für die Entwicklung der differenzierten Raster-Methode, die Hombach in ihrem Fazit als differenziertes Modell zur Bestimmung und Einordnung von Landschaftsgärten formuliert.

Den wissenschaftlichen Anspruch ihrer Arbeit erfüllt Hombach vollends, indem sie in ihrem Katalog (CD ROM) eine knappe Entstehungsgeschichte jedes erfassten Gartens liefert. Damit und mit der Sammlung, Auswertung und Edition der Quellen liefert Hombach einen entscheidenden Beitrag zur Inventarisierung der Landschaftsgärten im Rheinland, der seiner Art beispiellos ist.

Hombach gelingt es in vortrefflicher Weise, eine wissenschaftlich differenzierte Gartenkunstgeschichte mit dem Schwerpunkt der Landschaftsgärten im Rheinland zu schreiben sowie hierbei vorhandene Quellen kritisch heranzuziehen und vergleichend einander gegenüberzustellen. Den gartenkunsthistorischen Wert der Kartenwerke begründet sie sehr präzise, indem sie das Vokabular der Kartografie in interdisziplinärer Weise auf die kunsthistorische Quellenanalyse bezieht. Über die Bestandsaufnahme der Landschaftsgärten im Rheinland hinaus entwickelt Hombach ein Raster-Modell, das sich ausgehend von ihrer Untersuchung als "Methode zur Einordnung der Landschaftsgärten in Deutschland" eignet. Indem das Modell in Aspekte wie "Landschaftsideal", "Struktur", "Ausstattung", "Gartenvorbild", "Pflanzenverwendung" und "Funktion" des entsprechenden Gartens gerastert ist, entsteht ein aufgeschlüsseltes Interpretationsbild, dessen einzelne Aspekte getrennt bewertet und schließlich im Gesamtkontext zusammengeführt werden können. Diese Methode ermöglicht eine differenzierte gartenkunsthistorische Untersuchung, die vor allem für die modern und damit stilpluralistisch veranlagten Landschaftsgärten des "langen" 19. Jahrhunderts unabdingbar ist.

Sonja Geurts