Philipp C. Adamo: New Monks in Old Habits. The Formation of the Caulite Monastic Order, 1193-1267, Toronto: Pontifical Institute of Mediaeval Studies 2014, XVI + 260 S., 17 Abb., ISBN 978-0-88844-189-8, EUR 75,00
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Eremitische Gemeinschaften zählen nach wie vor zu den wenig bekannten Phänomenen innerhalb der vita religiosa des hohen Mittelalters. Mit seiner Arbeit über eine dieser Gruppen, die Cauliten, kommt Phillip Adamo das Verdienst zu, hier tatsächlich forscherische Pionierarbeit geleistet zu haben. An der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert entstanden, gelang es der Gemeinschaft von Val-des-Choux nicht nur einen Orden zu etablieren, sondern ihn sogar bis ins 18. Jahrhundert auf Dauer zu stellen. Erst im Jahre 1764 wurde dieser schließlich den Zisterziensern inkorporiert.
Adamo, der bereits zuvor Studien zum Thema vorlegte, [1] widmet sich in der zu besprechenden Arbeit jedoch nicht dem Ende, sondern vor allem der Frühgeschichte der Cauliten von der Gründung ihrer Keimzelle im burgundischen Val-des-Choux bis zum Jahre 1267, als mit Val-Dieu in der Champagne das letzte Priorat gegründet wurde. Der geographische Schwerpunkt seiner Untersuchung liegt dabei auf den französischen Häusern des Ordens, der neben einem in den heutigen Niederlanden auch drei Priorate in Schottland besaß (ältere Hinweise auf Häuser auch auf der Iberischen Halbinsel hält Adamo für nicht überzeugend.) Breiten Raum nimmt dabei insbesondere die Auseinandersetzung mit der Gründungsgeschichte des ersten Hauses ein, die durch einen Konversen der nahegelegenen Kartause von Lugny erfolgt sein soll. In diesem Zusammenhang argumentiert Adamo ein wenig stark aus der Perspektive dessen, was geworden ist, insofern die Gründung von Val-des-Choux gleich von Anbeginn als Gründung des Ordens beschrieben wird.
Mit den Kartäusern ist dabei aber zugleich ein wichtiger Vergleichspunkt gesetzt, auf den Adamo im Zuge seiner Darstellung immer wieder zurückkehrt. Sie wie auch die Zisterzienser beeinflussten mit ihren institutionellen Strukturen, ihrem Eigenrecht und ihrer Wirtschaftsweise den Charakter der Cauliten entscheidend: zum einen dahin gehend, dass diese sich ihrem jeweiligen Vorbild anpassten, zum anderen auch, dass sie sich bewusst und entschieden von den beiden älteren Gemeinschaften abgrenzten: Das tatsächlich gemeinsame Leben von Mönchen und Konversen im Kloster, die Konzentration der eigenen Einkünfte auf Renten, die festgeschrieben Begrenzung der Konventsstärke auf 13 Mönche und 7 Konversen und vieles mehr verweist auf die Eigenheiten des caulitischen Modells. Diese ordensvergleichende Perspektive des Verfassers ist unbedingt hervorzuheben, da sie innerhalb der Studie ein wesentlicher Schlüssel zum Verständnis des kleinen Ordens ist.
Adamos Buch ist flüssig geschrieben und gut gegliedert. Acht Kapitel zuzüglich einer Einführung und eines Epilogs erschließen dem Leser wesentliche Momente der caulitischen Frühgeschichte: Gründungsumstände, Ökonomie, Eigenrecht und Ordensorganisation seien hier als klare Schwerpunkte genannt. Hinzu kommt ein Kapitel über das Mutterhaus und eines, in dem die übrigen Priorate des Ordens vor allem hinsichtlich ihrer Gründung vorgestellt werden. Am Ende des Bandes schließlich hat Adamo neben einem ausführlichen Register, das seine Studie in hervorragender Weise erschließt, zwei Appendices platziert. Zum einen werden hier frühe päpstliche Bestätigungen der Gemeinschaft wie auch deren detaillierte Beschreibung durch Jacques die Vitry in seiner Historia Occidentalis in englischer Übersetzung präsentiert. Zum anderen wird eine "Analysis of the Caulite Customary" gegeben, die nicht nur eine Übersicht der entsprechenden handschriftlichen Überlieferung enthält, sondern für die einzelnen Statuten auch die jeweiligen Vorlagen im kartäusischen und zisterziensischen Eigenrecht identifiziert. Die inhaltliche Analyse ausgewählter Statuten hatte Adamo im systematischen Kapitel zur Ordensorganisation bereits vorangeschickt.
Dadurch legt das Buch einen deutlichen Schwerpunkt auf ordensorganisatorische Fragen; solche zu spirituellen Leitideen werden hingegen kaum, solche zum intellektuellen Milieu gar nicht gestellt. Dass dies auf die der Arbeit zugrunde liegenden Quellen zurückzuführen ist, liegt auf der Hand. Im Unklaren bleibt der Leser aber darüber, ob diese - jenseits der Urkunden und des Eigenrecht, die ausführlich vorgestellt werden - noch existieren. Weitere Handschriften, die den Klöstern der Cauliten zugeordnet werden können, mit literarischen, paränetischen oder liturgischen Texten werden im Kapitel zu den Quellen nicht erwähnt. Dass es entsprechende Bücher gegeben haben muss, legt dabei ein Blick in die von Adamo gegebene Synopse der Kapitelnummern des Eigenrechts nahe. Da hier - wie erwähnt - auch die entsprechenden Referenzen zu Kartäusern und Zisterziensern gegeben sind, kann auch ein Leser, dem die caulitischen Statuten nicht zur Hand sind, ihren Inhalt und damit die Verweise auf jene Bücher in Ansätzen erschließen.
Wenn derartige Fragen nach Liturgie oder Spiritualität der Cauliten somit auch zunächst noch unbeantwortet bleiben, so ist dank der Arbeit von Adamo doch ein hervorragender und tragfähiger Grund für alle künftigen Forschungen zu diesem Orden gelegt. Dass die Beschäftigung mit ihm lohnt, dafür spricht der vorliegende Band.
Anmerkung:
[1] The Manuscript Tradition and Origins of the Caulite Customary: An Historiographic Examination, in: Revue Mabillon 11 (2000) 197-220; Secundum morem Cisterciensium: The Caulite Critique of Cistercian Practice, in: Cîteaux 55 (2004) 201-228.
Mirko Breitenstein