Andreas W. Daum: Alexander von Humboldt (= C.H. Beck Wissen; 2888), München: C.H.Beck 2019, 128 S., 6 s/w-Abb., 2 Kt., ISBN 978-3-406-73435-9, EUR 9,95
Inhaltsverzeichnis dieses Buches
Buch im KVK suchen
Bitte geben Sie beim Zitieren dieser Rezension die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.
Christoph Nonn: 12 Tage und ein halbes Jahrhundert. Eine Geschichte des Deutschen Kaiserreichs 1871-1918, München: C.H.Beck 2020
Hans-Erich Volkmann: Die Polenpolitik des Kaiserreichs. Prolog zum Zeitalter der Weltkriege, Paderborn: Ferdinand Schöningh 2016
Ludmila Gelwich: Theodor Schiemann und die deutsche Russlandpolitik 1887-1918. Politische Publizistik als patriotische Pflicht, Paderborn: Brill / Ferdinand Schöningh 2022
"Entlang der biographischen Erzählung stelle ich das Werk Humboldts, seine wichtigen Ideen und Unternehmungen vor. Viele der neueren Forschungen sind in die Darstellung eingearbeitet, ohne ausdrücklich auf akademische Diskussionen einzugehen." (6) Mit diesen Worten charakterisiert Alexander W. Daum sein Werk. "Ohne ausdrücklich auf akademische Diskussionen einzugehen" bedeutet dabei: Kein Verweis auf Literatur, keine Belegstelle, keine Anmerkungen, fast keine Zitate und auch dann kein Nachweis. Der Autor ist jedoch ausgewiesener Humboldtforscher und 2019/20 Träger des Forschungspreises der Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Man darf daher annehmen, dass der Darstellung die neuesten Ergebnisse der Humboldtforschung zugrunde liegen, ohne dass sie als solche kenntlich gemacht werden.
Das dünne Büchlein richtet sich nach seinem Zuschnitt an den klassischen Bildungsbürger, der auf rund 100 Seiten solide etwas über Alexander von Humboldt erfahren will, ohne in die wissenschaftliche Tiefe steigen zu wollen. Diesen Zweck erfüllt die Monografie voll und ganz. Sie ist lebensgeschichtlich angeordnet. Man erfährt kursorisch alles über Alexander von Humboldt - alles über seine Kindheit, seine homosexuellen Neigungen, seinen unstillbaren Forscherdrang, seine Kontinente umspannenden Reisen, sein wissenschaftliches Œuvre und auch alles über die Wertschätzung, die ihm schon zu Lebzeiten über Länder und Kontinentalgrenzen hinweg entgegengebracht wurde und die seinen Tod bis in die Gegenwart überdauert hat.
Alexander von Humboldt war im besten Sinn des Wortes ein Weltbürger, dem es immer und immer darauf ankam, Beziehungen, Zusammenhänge, Gemeinsamkeiten herzustellen. Kurz: Ein global denkender Mensch in den Zeiten des sich formierenden Nationalismus. Und dies mag der Grund sein, warum gerade heute das Buch erscheint - auch in der Perspektive der Fertigstellung des Berliner Stadtschlosses als Humboldt-Forum, in dem bedeutungsschwer die Kulturen der Welt ein neues Zuhause im Zentrum der deutschen Hauptstadt finden. Es ist anzunehmen, dass genau dort die knappe, leicht verständliche und flüssig geschriebene Biografie ihren Markt finden wird.
Manfred Hanisch