Rezension über:

Amanda Jo Coles: Roman Colonies in Republic and Empire (= Brill Research Perspectives in Ancient History), Leiden / Boston: Brill 2020, 119 S., ISBN 978-90-04-43833-0, EUR 73,50
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Rezension von:
Gabriele Wesch-Klein
Ruprecht-Karls-Universität, Heidelberg
Redaktionelle Betreuung:
Matthias Haake
Empfohlene Zitierweise:
Gabriele Wesch-Klein: Rezension von: Amanda Jo Coles: Roman Colonies in Republic and Empire, Leiden / Boston: Brill 2020, in: sehepunkte 21 (2021), Nr. 1 [15.01.2021], URL: https://www.sehepunkte.de
/2021/01/34756.html


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Amanda Jo Coles: Roman Colonies in Republic and Empire

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Gegenstand der Studie ist es, die von den Römern praktizierte Gründung von coloniae während Republik und Kaiserzeit in ihren sozio-politischen Kontext zu stellen. A.J. Coles unterscheidet in zeitlicher Folge fünf Abschnitte: Die frührepublikanische Kolonisation (priscae coloniae Latinae), die mittelrepublikanische Kolonisation der Italischen Halbinsel, die spätrepublikanische, über Italien ausgreifende Kolonisation, das Zeitalter von Caesar, der Triumvirn und des ersten Prinzeps Augustus sowie fünftens die kaiserzeitlichen Koloniegründungen. Dabei untersucht sie jeweils drei Aspekte (primary sources and problems, founding the colonies, colonies and local recations). Aufgrund dieser Differenzierung gelingt es ihr durchaus überzeugend, verschiedene Intentionen herauszuarbeiten und darzulegen, dass den römischen Koloniegründungen über die Jahrhunderte hinweg unterschiedliche Motivationen und damit auch kein übergeordnetes, statisches Konzept zugrunde lag. Selbst innerhalb einer Epoche (im Sinne der von Coles vorgenommen zeitlichen Gliederung) lässt sich eine ganze Reihe von unterschiedlichen Gründen, etwa politischer oder sozialer Natur, festhalten, warum Kolonien gegründet wurden. Dabei gelingt es ihr, Verschiebungen der Schwerpunkte herauszufiltern. Waren die Gründungen der Frühzeit ad hoc-Gründungen, um politische oder soziale Probleme zu entschärfen, spielt später der Gedanke mit, mittels Kolonien Gebiete zu kontrollieren, die eigene Machtposition zu stärken sowie in der Prinzipatszeit die Absicht, durch die Ansiedlung von Kolonisten bzw. die von diesen ausgehende Wirkung, Provinzen an die römische Herrschaft anzupassen.

Freilich, wirklich neu sind diese Erkenntnisse nicht, aber A.J. Coles fundierter Abriss ist auf jeden Fall lesenswert, zumal es ihre systematische und analoge Vorgehensweise ermöglicht, Parallelen und Unterschiede plausibel nachzuvollziehen. Zudem zeigt die Studie eindrücklich die Gefahr auf, Vorgehensweisen zu vereinheitlichen und zum Schema zu erheben. Coles' solide und kenntnisreiche Ausführungen fordern zu einem stets zu überdenkenden Problembewusstsein für historische Phänomene auf. Daher sei das Werk als anregende Lektüre allen empfohlen, die sich kritisch mit der Frage der Koloniegründungen in der römischen Welt auseinandersetzen möchten. Die Analyse zeigt einmal mehr, dass sich Roms Handeln nur bedingt kategorisieren lässt bzw. auf identische Vorgehensweisen reduziert werden darf. Vermutlich lag gerade in dieser Flexibilität sowie in den sich daraus ergebenden Handlungsspielräumen der langfristige Erfolg der römischen Expansion und der über weite Strecken erfolgreichen Beherrschung der Mittelmeerwelt.

Gabriele Wesch-Klein