Peter Eschenloer: Geschichte der Stadt Breslau. Herausgegeben und eingeleitet von Gunhild Roth (= Quellen und Darstellungen zur schlesischen Geschichte; Bd. 29), Münster: Waxmann 2003, 2 Bde., XII + 1109 S., ISBN 978-3-8309-1253-8, EUR 69,90
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Diese Rezension erscheint auch in der Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung.
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Der aus Nürnberg gebürtige Peter Eschenloer (†1481), seit 1455 bis zu seinem Tode Breslauer Stadtschreiber, wird unisono als der wichtigste mittelalterliche Chronist Schlesiens bezeichnet, ja František Palacký hat dessen von ihm selbst ohne Titel belassene Hauptarbeit, eine monumentale Geschichte der Stadt Breslau während der ereignisreichen Jahre 1439 bis 1479 in deutscher Sprache, als "unstreitig eines der bedeutendsten Werke der deutschen historischen Literatur des 15. Jahrhunderts" eingestuft. Leben und Werk Eschenloers sind daher nicht nur von der landeshistorischen Forschung wiederholt behandelt und gewürdigt worden; ein Unbekannter war er also bislang keineswegs, und auch seine detailfreudige Chronik, die zeitweise fast Tagebuchcharakter annimmt und eine Vielzahl offizieller Schriftstücke enthält, wurde immer wieder von der Historiographie herangezogen. Umso erstaunlicher ist somit, dass ausgerechnet das genannte Hauptwerk der Wissenschaft bisher lediglich in einer gekürzten, in der Schreibweise modernisierten, teilweise fehlerhaften und nicht auf den besten Handschriften fußenden Ausgabe des Gymnasiallehrers Johann Gottlieb Kunisch aus den Jahren 1827-28 zur Verfügung gestanden hat, obgleich man bereits wenige Jahrzehnte später davon ausgehen konnte, dass das Kunisch nicht zugänglich gewesene Originalmanuskript Eschenloers wieder aufgetaucht sei.
Dieser Mangel ist nunmehr behoben: Die Münsteraner Germanistin Gunhild Roth hat sich der nicht geringen Mühe unterzogen, den vollständigen Text (im Druck hier über 850 Seiten!) weitestgehend ohne Normalisierungen nach der autornächsten Handschrift IV F 151a in der Breslauer Universitätsbibliothek kritisch zu edieren. Sie konnte wahrscheinlich machen, dass es sich dabei nicht - wie vermutet - um das Autograph handelt, sondern um die Kopie eines anderen Schreibers, jedoch mit Korrekturen von der Hand Eschenloers selbst; von diesem Manuskript wurde wenige Jahre später eine Prachtabschrift für den Breslauer Rat angefertigt, die ebenfalls erhalten ist. Zudem hat Roth zwölf weitere frühneuzeitliche Abschriften nachgewiesen (davon sechs verschollene), die sie freilich sinnvollerweise für die Textgestaltung nicht weiter herangezogen hat. Den größten Teil der sachkundigen Einleitung nehmen Ausführungen zu den Überlieferungen und zu den Editionsprinzipien ein; hinzu kommen knappere Kapitel zu Leben und Wirken Eschenloers - mit dankenswerten Ergänzungen zu den bisherigen Erkenntnissen - und zum Verhältnis zwischen der älteren und kürzeren lateinischen Fassung Historia Wratislaviensis und dieser deutschen Version. Ein detailliertes Personen- und Ortsregister sowie ein umfangreiches Verzeichnis der Sachbegriffe erleichtern den Zugang zu der immensen Materialmenge, die mit Sicherheit bisher weder von der historisch noch von der philologisch orientierten Mediävistik erschöpfend ausgewertet worden ist.
Winfried Irgang