Lenz Meierott: Johann Friedrich Emmert und sein Herbar. Ausstellung des Museum-Service MuSe (Museen und Galerien der Stadt Schweinfurt) und des Stadtarchivs Schweinfurt im Museum Altes Gymnasium / Stadtschreiberhaus 20. März 2011 - 30. Juni 2011 (= Ausstellungshefte des Stadtarchivs Schweinfurt; Nr. 7), Schweinfurt: Stadtarchiv Schweinfurt 2011, 64 S., ISBN 978-3-926896-30-8, EUR 6,00
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Die Schrift ist der Begleitband zur gleichlautenden Ausstellung im Museum Altes Gymnasium / Stadtschreiberhaus in Schweinfurt, die vom 20. März bis zum 30. Juni 2011 stattfand. Sie stammt aus der Feder von Lenz Meierott, emeritierter Professor für Musikpädagogik und Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik in Würzburg und ausgewiesener Kenner der Flora Unterfrankens. Für seine Verdienste um deren Erforschung erhielt er 2009 den Akademiepreis der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Insofern steht Meierott selbst in einer Tradition von Schweinfurter Botanikern, mit deren Geschichte er sich in dieser Schrift auseinandersetzt.
In sieben Kapiteln gibt der Ausstellungskatalog Einblicke in die Bemühungen der botanischen Erforschung Schweinfurts. Meierott beginnt seine Darstellung mit der Beschreibung Schweinfurter Botaniker des 17. bis 19. Jahrhunderts und spannt somit den Bogen von Johann Michael Fehr über Johann Philipp und Johann Friedrich Wolff bis zu Gottlieb Wilhelm Voit, um sich schließlich dem Leben und Wirken Johann Friedrich Emmerts zu widmen (Kapitel 2-5).
Johann Friedrich Emmert war Pfarrer in Zell bei Schweinfurt und hat über viele Jahre hinweg ein umfangreiches Herbarium, eine Sammlung getrockneter und gepresster Pflanzen bzw. Pflanzenteile der Schweinfurter Umgebung sowie Pflanzen aus aller Welt zusammengestellt. Es umfasst in etwa 18.000 Belege, die sich ungefähr zur Hälfte auf die Flora von Schweinfurt und zu je einem Viertel auf die Flora Europas sowie Südamerikas und Südostasiens verteilen. Dieses Herbarium gehört zu den zentralen und wichtigen Herbarien Frankens. Es ist eines der größten erhaltenen und in sich geschlossenen Sammlungen Nordbayerns aus dem 19. Jahrhundert und für vergleichende Forschungen um 1850 unverzichtbar (46).
Darüber hinaus ist die von Emmert und seinem Schwiegersohn, Gottfried von Segnitz 1852 veröffentlichte Flora von Schweinfurt von Bedeutung. Diese gilt als ein "Musterbeispiel einer gründlichen, solide gearbeiteten Lokalflora, die sich in Qualität und Zuverlässigkeit mit anderen Lokalfloren der Zeit durchaus messen kann" (39). Meierott sieht die Herausgabe dieses Werkes und die im gleichen Jahr erfolgte Aufnahme Emmerts und von Segnitz in die Leopoldina, der in Schweinfurt 1652 gegründeten und ältesten deutschen naturwissenschaftlich-medizinischen Gelehrtengesellschaft, in einem ursächlichen Zusammenhang. Auch aus heutiger Sicht ist die Flora durchaus noch lesenswert, zumal sie sowohl für den kenntnisreichen Botaniker als auch für den interessierten Laien verständlich und eingängig verfasst ist.
Auf Betreiben Emmerts geht ebenso die Gründung des Naturwissenschaftlichen Vereins von Schweinfurt im Jahr 1862 zurück, zu dessen Erstem Vorsitzenden er gewählt wurde. Dieser Verein existierte bis zum Verbot und zur Auflösung durch die amerikanische Militärregierung 1945. Die Wiedergründung erfolgte 1982. Eingebettet wird die Biografie Emmerts in den zeit- und kulturgeschichtlichen Kontext, insbesondere in Bezug auf das Pflanzensammeln und den Pflanzentausch im 19. Jahrhundert (Kapitel 6). Während im 18. Jahrhundert Pflanzensammlungen noch überwiegend von Adeligen und den Universitäten angelegt wurden, wurde das Sammeln im 19. Jahrhundert bürgerlich. Die Gründung von Interessenzusammenschlüssen in Form von Vereinen, wie dem von Emmert ins Leben gerufenen Naturwissenschaftlichen Verein war eine Folge, wobei es auch in anderen Bereichen gerade nach 1850 zu einem regelrechten Gründungsboom kam.
Das Schlusskapitel gibt einen Ausblick auf die Entwicklung der Flora von Schweinfurt in der Gegenwart und zeigt ein Bild von Gegensätzlichkeiten, von Bestandsabnahmen und -zugängen in Abhängigkeit von der naturräumlichen Lage.
Insgesamt ist Meierotts Begleitband äußerst informativ und kurzweilig. Er richtet sich an Kenner und Laien gleichermaßen. Vor dem Hintergrund lokalgeschichtlicher Zusammenhänge thematisiert er am Beispiel der Botanik die Popularisierung von Naturwissenschaften in der bürgerlichen Öffentlichkeit des 19. Jahrhunderts. Abgesehen von dem fehlenden Inhaltsverzeichnis, das die Lesbarkeit sicherlich noch erhöht hätte, wünscht sich der Leser von einem Ausstellungskatalog jedoch mehr Bildmaterial, das insbesondere auch Ausstellungsexponate zeigt.
Daniel Oelbauer