Fakhreddin Azimi: The Quest for Democracy in Iran. A Century of Struggle against Authoritarian Rule, Cambridge, MA / London: Harvard University Press 2008, XIV + 492 S., ISBN 978-0-674-02778-7, USD 35,00
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In dem Werk The Quest for Democracy in Iran analysiert der Geschichtsprofessor und gebürtige Iraner Fakhreddin Azimi das Streben der Iraner nach einem demokratischen Regierungssystem. Ziel der Studie ist es, zum einen nachzuweisen, dass es in Iran seit 1906 einen dauerhaften Kampf um Demokratie gegeben hat, und zum anderen zu zeigen, welchen Repressalien diese Bemühungen unter den verschiedenen Regimen ausgesetzt waren.
The Quest for Democracy in Iran baut auf älteren Arbeiten des Autors auf, so etwa auf seiner Studie Iran: The Crisis of Democracy, 1941-1953 (2004). Zudem berücksichtigt Azimi die breite Sekundärliteratur zur neueren iranischen Geschichte. Darüber hinaus verwendet er eine Vielzahl von Primärquellen aus diversen Archiven sowie Interviews und Augenzeugenberichte. Insbesondere für die Jahre 1978/79 werden diese von persönlichen Erfahrungen des Autors ergänzt, was der gesamten Arbeit einen durchaus originellen Charakter verleiht.
Hauptziel von Azimi ist es, dem Leser das Bestreben der iranischen Bevölkerung, ihr Land demokratischer zu gestalten, zu präsentieren. Der Autor geht chronologisch vor, macht sich jedoch die Methode der Diskursanalyse innerhalb ausgewählter Perioden zunutze, um ausführlich auf soziokulturelle oder machtpolitische Charakteristiken beispielsweise des Pahlavi-Autoritarismus einzugehen.
Insgesamt gliedert sich die Studie in drei Teile nebst einem Pro- und einem Epilog. Der erste Teil (19-157) befasst sich in drei Kapiteln mit der Herausbildung des iranischen Nationalbewusstseins in der Zeit von 1906 bis 1953. Der erste Abschnitt setzt sich mit den Hintergründen der Verfassungsrevolution von 1906, den Schwierigkeiten der Umsetzung der neuen Konstitution und dem Scheitern dieses ersten demokratischen Ansatzes durch die Inthronisierung von Reza Schah im Jahre 1924 auseinander. Durch zahlreiche Unterkapitel werden dem Leser die einzelnen Facetten dieses Prozesses verdeutlicht, so die Rolle von Klerus und Militär. Im zweiten Abschnitt wird die Regierung von Reza Schah (1924-1941) analysiert, sowohl die Rolle des Monarchen als Autokrat wie auch als Modernisierer von oben und die Gründe für seine Absetzung. Der dritte Abschnitt thematisiert die Anfänge der Herrschaft von Mohammed Reza Schah (1941-1979) unter Aufsicht der Alliierten sowie die Regierung von Mosaddeq. Da Azimi zu dieser Phase bereits ein Werk (s.o.) verfasst hat, ist das Kapitel vergleichsweise kurz.
Im folgenden Teil (157-357) werden die Ursachen sowohl für die zwischenzeitliche Konsolidierung als auch für den Zusammenbruch der Pahlavi-Herrschaft von 1953 bis 1979 betrachtet. Azimi stellt in Kapitel 4 "The Trajectories of Monarchism" (157-201) und 5 "Revolution: Chronicle of an Implosion" (201-224) zunächst die reine Ereignisgeschichte dar. Die anschließenden vier Teile gehen dann detailliert auf einzelne Facetten dieser Epoche ein. So befasst sich Kapitel 7 mit der Wirkung westlich imperialer Interessen auf den iranischen Herrscher und Kapitel 8 analysiert, wie der Schah sich den Gedanken der Konstitution als Herrschaftsideologie zunutze gemacht hat. Das neunte Kapitel setzt sich dann noch mit der Kultur und der Geisteshaltung dieses Zeitraums auseinander. Hier wird einerseits verdeutlicht, mit welchen Methoden der Schah - z.B. vermittels des Geheimdienstes Savak - das Leben und die Ansichten seiner Untertanen kontrollieren wollte, und andererseits der Frage nachgegangen, wieso dies den Aufstieg von Khomeini ermöglichte.
Schließlich befasst sich der Autor im letzten Abschnitt (337-436) mit der Entwicklung Irans von 1979 bis 2007. An erster Stelle erfolgt auf sechzig Seiten eine präzise Darstellung der Konsolidierung der Islamischen Republik Iran, ihrer Entwicklung unter Khomeini sowie der Regierungszeiten von Khatami (1997-2005) und Ahmadi-Nejad (ab 2005). Dabei bemüht sich Azimi durchgängig zu zeigen, dass sich verschiedene Kreise der iranische Bevölkerung, vor allem Intellektuelle aber auch Frauen, wiederholt für einen größeren Anteil an demokratischen Elementen, beispielsweise das Recht auf freie Meinung, engagierten. Die beiden abschließenden Kapitel widmen sich den innergesellschaftlichen sowie den außenpolitischen Problemen Irans seit 1979. Die persönliche Betroffenheit des Autors schlägt dabei stellenweise durch, so dass das Werk etwas an Objektivität verliert; sein Wunsch, dass das klerikale Regime baldmöglichst ein Ende finden soll, ist überdeutlich zu spüren.
Insgesamt bietet Azimi durch die Spannbreite der verwendeten Materialien aber auch durch die autobiographischen Elemente dem Laien einen guten und lebendigen Einblick in die letzten hundert Jahre iranischer Geschichte. Die Studie kann als Ergänzung zur bestehenden Forschung angesehen werden, ohne diese wirklich durch neue Erkenntnisse zu bereichern. Problematisch ist natürlich die vor allem gegen Ende des Werkes durchscheinende Parteilichkeit des Autors.
Tonia Schüller