Monica Stensland: Habsburg Communication in the Dutch Revolt (= Amsterdam Studies in the Dutch Golden Age), Amsterdam: Amsterdam University Press 2012, 235 S., 12 S/W-Abb., ISBN 978-90-8964-413-8, EUR 34,50
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Die Oxforder Dissertation von Monica Stensland geht der Frage nach, was die Habsburgerherrscher und ihre Beauftragten während des Niederländischen Aufstands unternommen haben, um die politische Deutungshoheit über das Geschehen zu wahren oder zurückzugewinnen. Der herrschende Interpretationsansatz betont die propagandistische Überlegenheit der Aufständischen, die die niederländischen Untertanen und auch die europäische Öffentlichkeit auf ihre Seite gebracht hätten. Das Stichwort dazu heißt "Schwarze Legende". Wilhelm von Oranien gilt als souveräner Dirigent des antispanischen Chors, der die entscheidenden Akkorde im Medienwettstreit gesetzt habe.
Stensland ist damit nicht zufrieden und arbeitet die habsburgische Selbstrepräsentation auf. Leider geht dieser Interpretationsansatz nicht aus der Gliederung der Arbeit hervor, die ist nämlich rein chronologisch gestaltet. Die Zäsuren zwischen den sechs Hauptkapiteln setzt Stensland in die Jahre 1572, 1576, 1578, 1585 und 1595/96. In fast jedem Kapitel der Arbeit tauchen die grundlegenden Elemente der habsburgischen Selbstdarstellung auf, jeweils in leicht abgewandelter Weise. In der Einleitung wären Überlegungen zum Kommunikationsbegriff wünschenswert gewesen, die dahingehende internationale Forschung bleibt allerdings unbefragt.
Im Vordergrund steht die herrscherliche Selbstdarstellung durch offizielle Proklamationen, Festlichkeiten wie Herrschereinzüge, allgemeines Herrschergedenken bis hin zur Fürbitte in Gottesdiensten. Daneben rückt die verbale Kommunikation der Herrscherpositionen in Druckschriften und Abbildungen. In dieser Hinsicht gelingt es Stensland, zahlreiche Traktate zugunsten der habsburgischen Position aufzufinden und auszuwerten. Zentrale Aufgabe war es, Anerkennung der etablierten Autorität und Gehorsam zu verlangen - Überzeugungskraft wurde nicht in den Vordergrund gerückt, da es aus Sicht der Habsburger die Pflicht der Untertanen war, die herkömmliche Ordnung zu unterstützen. Argumentieren musste hingegen die Seite der Aufständischen, die bis 1572 keinen institutionellen Unterbau besaß.
Ab 1572, dem Beginn der geusischen Landnahme, scheiterte die habsburgische Kommunikation mehr und mehr. Zu groß wurde die Diskrepanz zwischen den Verlautbarungen und dem tatsächlichen Handeln der Brüsseler Regierung. Insbesondere unter dem Herzog von Alba trat die Inszenierung der strafenden Staatsgewalt offen zutage, als selbst Städte, die sich dem Herzog ergeben hatten, dennoch mit Massenmord und Plünderungen durch die spanischen Soldaten überzogen wurden. Die vielfach angekündigte Dualität von Härte durch Alba und anschließender Milde durch Philipp II. wurde am Ende als reine Propagandafloskel betrachtet, zumal der König nie mehr in die Niederlande zurückkehrte. Die geusische Gegenseite konnte sich hingegen mehr und mehr als "wahre" Regierung der Krone darstellen, weil sie das Gemeinwohl gegen die spanische militarisierte Staatsräson ausspielte.
Ab 1578 gelang es dem Herzog Alexander von Parma, dem neuen Generalgouverneur der Krone, mehr und mehr, sich selbst als Versöhner insbesondere zwischen Philipp II. und dem katholischen Bevölkerungsteil zu inszenieren. Hatten zuvor die meuternden Soldaten der habsburgischen Argumentation geschadet, so schadeten nun die radikalen Calvinisten in Gent, Brügge, Antwerpen der Seite der Generalstaaten. Als im Januar 1579 die Union von Arras die katholischen Provinzen einte, während die protestantischen Provinzialeliten des Nordens sich in der Union von Utrecht versammelten, hatten beide Seiten ihre Argumentationsmuster ausgearbeitet und überschütteten die lesefähige Bevölkerung mit ihren konkurrierenden Deutungen.
Nach 1585 reduzierte die habsburgische Seite ihre argumentative Publizistik wieder, zumal dem Herzog von Parma von höfischen Rivalen vorgeworfen wurde, sich selbst zu sehr in den Vordergrund gespielt zu haben. Stattdessen gewannen Traktate an Zahl, die sich mit der protestantischen "Häresie" in den Nordprovinzen auseinandersetzten - diese Texte waren, so nimmt Stensland an, nicht durch regierungsamtliche Stellen in Umlauf gesetzt worden, sondern entstammten eher der Eigeninitiative wallonischer Kleriker.
Die Erzherzöge Albrecht und Isabella, die ihre Regierung nach 1595 antraten und schnell festigten, griffen auf zeremonielle Bekräftigungen der symbolischen Kooperation von Herrschern und Beherrschten zurück. Als souveräne Herrscher der südlichen Niederlande konnten sie auf argumentative Sprache im Innern weitgehend verzichten, hatten sie doch keine nennenswerten Opponenten mehr, weil der katholische wallonische Adel mit der Parole von der Wiederherstellung der Zustände von vor 1559 zufrieden war. Die Bedrohung durch die radikalen Calvinisten kehrte nicht wieder, ihre Protagonisten waren fast alle in die Nordprovinzen exiliert worden.
Monica Stensland legt eine differenzierte Arbeit vor, die symbolische Formen der Herrschaftsrepräsentation mit verbalen Verlautbarungen sinnvoll verknüpft. Die Habsburger Herrscher und ihre Regierungen haben dabei nicht fortgesetzt in der Defensive gestanden, wie früher in der Forschung vermutet, sondern versucht, flexibel auf die sich wandelnden Herausforderungen zu reagieren. Für die Südprovinzen, die zur Krone zurückkehrten, war diese Strategie erfolgreich und sicherte dort zwei weitere Jahrhunderte lang die Macht für die Dynastie. Leider sucht man deutschsprachige Forschungsliteratur in dem Werk vergeblich, was erstaunt, waren die Habsburger doch eine Dynastie, die aus dem deutschsprachigen Raum stammte und in Gestalt der Wiener Linie auch dort regierte. Einige reproduzierte Kupferstiche sowie ein Index runden die Studie ab.
Johannes Arndt