Emily K. Brock: Money Trees. The Douglas Fir and American Forestry, 1900-1944, Corvallis, OR: Oregon State University Press 2015, 272 S., ISBN 978-0-87071-809-0, USD 27,95
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Während Wälder im mittleren Westen der USA zu Beginn des 20. Jahrhunderts zunehmend einer wachsenden Nachfrage nach Nutzholz zum Opfer fielen, gab es in den Bundesstaaten Washington und Oregon noch fast ungenutzte Urwälder. Dort wuchsen Douglasien, die so dicht standen und so groß waren, dass Siedler und kleinere Unternehmen sie mangels geeigneter Technologien kaum angetastet hatten. Der spektakuläre Kauf von mehr als 360.000 Hektar dieser Douglasienwälder durch den "lumber baron" Frederick Weyerhaeuser im Jahr 1900 änderte dies. Der Unternehmer verfügte über genügend Kapital, um die Region infrastrukturell erschließen und Technik einsetzen zu können, mit der die großen Bäume eingeschlagen und verarbeitet werden konnten. Innerhalb weniger Jahre wurde so aus einer Wildnis eine Wirtschaftsregion.
Ausgehend von diesem Landkauf zeichnet Emily K. Brocks Buch Auseinandersetzungen zwischen amerikanischen Forstwissenschaftlern, Forstwirten, Ökologen und Holzindustriellen darüber nach, was das Ziel von Waldbewirtschaftung sei und wie dieses am besten zu erreichen wäre. Sie beabsichtigt, die Geschichte der amerikanischen forestry stärker als bisher als eine Geschichte zu betrachten, in der politisch, wissenschaftlich und wirtschaftlich tätige Akteure voneinander abhingen und sich gegenseitig beeinflussten. Insbesondere der Bedeutung der Holzindustrie für die Entwicklung der forstlichen Gesetzgebung, Verwaltung und Wissenschaft gilt ihr Interesse, denn, so Brock, "[t]he immense power of American industrial capitalism to form agendas for resource management was a driving force for change in the profession" (14).
Das erste Kapitel zeichnet Weyerhaeusers Landkauf und den darauf folgenden wirtschaftlichen Wandel der Region nach. Anschließend geht Brock auf das Verhältnis der noch jungen Wissenschaft der Ökologie und der amerikanischen Forstwissenschaft ein, das sich um 1900 zu verändern begann. Eine damals verstärkte Aufmerksamkeit der amerikanischen Öffentlichkeit und Politik für forstliche Aspekte - nicht zuletzt ausgelöst durch die Erschließung der nordwestlichen Douglasienwälder und die wachsende Sorge um endliche Ressourcen - habe zur Aufwertung des Forstbüros der Bundesregierung und zur Gründung des US Forest Service 1905 geführt. Dessen Leiter Gifford Pinchot habe daran geglaubt, ein ökologisches, auf die Dynamik natürlicher Entwicklung gerichtetes Verständnis von Wäldern führe nicht nur dazu, diese besser zu verstehen, sondern lege auch eine geeignete Grundlage für deren Bewirtschaftung. Unterstützung erhielt er dabei, wie das zweite Kapitel schildert, von Raphael Zon. Der 1898 in die USA emigrierte russische Biologe wurde Chef der neu geschaffenen Forschungsabteilung des Forest Service sowie einer der einflussreichsten Forstwissenschaftler des Landes.
Die Forscher in den von Zon angeregten wissenschaftlichen Feldstationen - darunter auch eine in den nordwestlichen Douglasienwäldern - verbanden Methoden und Theorien der Ökologie mit solchen der Forstwissenschaft und erweiterten das Wissen beider Disziplinen. Ihre Arbeitsergebnisse legten nahe, dass sich nach großflächigen Kahlschlägen die vormals bestehenden Wälder keineswegs ohne menschliches Zutun wieder erholten, wie Vertreter der Holzindustrie mit Verweis auf Sukzessions- und Klimaxtheorien gerne behaupteten. Ökologisch betrachtet sei ein Wald vernichtet, wenn er seiner Bäume beraubt werde. Neben der Forderung, Wildnisgebiete auszuweisen, hatte diese Erkenntnis zur Folge, dass eine Gruppe von Forstwissenschaftlern um Pinchot und Zon zunehmend die Praxis amerikanischer Forstwirte kritisierte. 1930 und 1934 verfassten sie zwei, in der forstlichen Öffentlichkeit heftig diskutierte Petitionen. Diese stießen jedoch vor allem auf Ablehnung, da viele Branchenvertreter ihre Hauptaufgabe darin sahen, die Industrie stetig mit Holz zu versorgen. Im Kontext der Wirtschaftskrise und des New Deal ging es in dieser Debatte, die im Zentrum des dritten und vierten Kapitels steht, neben ökologischen Fragen auch um solche wirtschaftlicher Natur und um politische Überzeugungen.
Die letzten beiden Kapitel befassen sich mit Reaktionen der Holzindustrie - genauer: der Firma Weyerhaeuser - auf die zunehmende Kritik ihrer Kahlschlagpraxis in den 1930er und 1940er Jahren. Sie habe Aufforstungen initiiert, die explizit keine Wälder zum Ziel hatten, sondern "Tree Farms", also Baumplantagen. Die Bemühungen seien zudem von aufwändigen Werbekampagnen begleitet worden, die die Holzfirmen als Bewahrer der ökonomischen Stabilität der Region darstellten. Obwohl es Kritik von ökologisch geschulten Fachleuten an der landwirtschaftlichen Rhetorik und Praxis gab, habe sich das industrielle Interesse an Holz gegenüber demjenigen an ökologisch stabilen Wäldern durchgesetzt. 1944 habe die Bundesregierung diese Priorität legitimiert, als sie den "Sustained Yield Forest Management Act" verabschiedete. Dessen Ziel sei nicht der Schutz von Wäldern gewesen, sondern die Sicherung der ökonomischen Grundlagen der Holzindustrie. Wälder hätten nun vor allem als "domain of loggers and a place of industrial production" (193) gegolten und weniger als Orte, die der Erholung oder der ökologischen Sicherung einer Region dienten.
Ihrem Anspruch, wissenschaftliche, verwaltungstechnische, politische und industrielle Stimmen in den verschiedenen Debatten gleichermaßen zu betrachten, wird Brock am besten in den Kapiteln 3 und 4 gerecht. Als Ganzes betrachtet zerfällt das Buch jedoch in drei Teile (zum Verhältnis von Forstwissenschaft und Ökologie, zu den Debatten über die auf die Holzproduktion ausgerichtete Forstwirtschaft sowie zu den Reaktionen der Holzindustrie), in denen jeweils unterschiedliche Akteure und unterschiedliche Debatten im Fokus stehen. Das ist durchaus legitim und Brock verbindet die Teile durch den immer wieder hergestellten Fokus auf die Douglasienregion des amerikanischen Nordwestens. Doch man erfährt nicht, wie sich Holzindustrielle vor den 1930er-Jahren zur neuen Forstbehörde, zu deren Forschungsaktivitäten und zu den daraus abgeleiteten forstwirtschaftlichen Ideen äußerten. Gleichermaßen bleibt unklar, wie die Forschung in den Feldstationen nach den 1920er-Jahren weiterging und inwiefern sie die nun tätigen Forstwirte beeinflusste. Schließlich macht Brock auch nicht immer deutlich, wen sie meint, wenn sie von "forestry" spricht: die Forstverwaltung, die Gesamtheit praktisch tätiger Förster oder die Forstwissenschaft. Da sich alle drei Akteursgruppen in den beschriebenen Debatten teils gegenüberstanden, wäre eine klarere Trennung ratsam gewesen.
Insgesamt betrachtet ist Brocks Buch jedoch lesenswert. Wie sie holzindustrielle Akteure sowie ökonomische Zwänge und Pfadabhängigkeiten in ihre Darstellung einbezieht, sollte vergleichbaren Arbeiten ein methodisches Vorbild sein. Zudem laden inhaltliche Überschneidungen mit ähnlichen Entwicklungen in Europa - etwa Debatten über die Ziele der Forstwirtschaft oder die Rolle ökologischer Denkweisen in der forstlichen Praxis - dazu ein, Brocks amerikanische Geschichte in einen internationalen Kontext zu stellen und nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Ländern und Kontinenten sowie nach grenzüberschreitenden Abhängigkeiten und Wechselwirkungen in ideologischer, wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Hinsicht zu fragen.
Martin Bemmann