Gregor Metzig: Kommunikation und Konfrontation. Diplomatie und Gesandtschaftswesen Kaiser Maximilians I. (1486-1519) (= Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom; Bd. 130), Berlin: De Gruyter 2016, X + 451 S., 13 s/w-Abb., ISBN 978-3-11-044789-7, EUR 109,95
Inhaltsverzeichnis dieses Buches
Buch im KVK suchen
Bitte geben Sie beim Zitieren dieser Rezension die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.
Jörn Happel: Der Ost-Experte. Gustav Hilger - Diplomat im Zeitalter der Extreme, Paderborn: Ferdinand Schöningh 2018
Martin Wroblewski: Moralische Eroberungen als Instrumente der Diplomatie. Die Informations- und Pressepolitik des Auswärtigen Amts 1902-1914, Göttingen: V&R unipress 2016
Bernard Wiaderny: Hans Adolf von Moltke. Eine politische Biographie, Paderborn: Ferdinand Schöningh 2017
Hermann Wentker: Die Deutschen und Gorbatschow. Der Gorbatschow-Diskurs im doppelten Deutschland 1985-1991, Berlin: Metropol 2020
Carole Fink: West Germany and Israel. Foreign Relations, Domestic Politics, and the Cold War, 1965-1974, Cambridge: Cambridge University Press 2019
Gesa Wilangowski: Frieden schreiben im Spätmittelalter. Vertragsdiplomatie zwischen Maximilian I., dem römisch-deutschen Reich und Frankreich, Berlin / Boston: De Gruyter Oldenbourg 2017
Heidrun Lange-Krach (Hg.): Maximilian I. (1459-1519). Kaiser. Ritter. Bürger zu Augsburg, Regensburg: Schnell & Steiner 2019
Das vorliegende Werk von Gregor Metzig beruht auf seiner nunmehr überarbeiteten Dissertation. Die Einleitung gibt Auskunft über Aufbau und Ziele der Arbeit. Es folgen drei große Kapitel: das erste behandelt Problemstellung und Stand der Forschung, Begriffe und Methoden, Quellen und die Literatur. Das zweite Kapitel befasst sich nach einem Überblick über die Außenbeziehungen Maximilians I. mit seinem diplomatischen Personal, dessen Auswahl und Zusammensetzung, dessen Qualifikationen, mit den strukturellen Gegebenheiten des Gesandtschaftswesens wie der Finanzierung, den rechtlichen Grundlagen des Gesandtenaustauschs, der Mobilität der Gesandten, der Nachrichtenübermittlung, ebenso wie mit den diplomatischen Dokumenten (Instruktionen, Beglaubigungen, Berichte, Chiffrierung bis hin zu den Verträgen) und dem Zeremoniell, das sich rund um das Gesandtschaftswesen gebildet hatte, und mit den Lebensumständen der Gesandten. Das dritte Kapitel ist das Kernstück der Arbeit. Darin verfolgt Metzig konsequent, aber ohne Übertreibung seinen kommunikationstheoretischen Ansatz an drei gut gewählten Fallbeispielen, für die eine breite Quellenbasis und zum Teil auch reiche Literatur vorhanden sind. Es sind dies die Ausgleichsverhandlungen mit Frankreich 1504/05 in Lyon, Blois und Hagenau, die in erster Linie um den Besitz des Herzogtums Mailand, letztlich aber doch wohl um die Vorherrschaft in Europa geführt wurden, und die dann mit einer Heirat zwischen den Häusern Habsburg und Valois besiegelt werden sollten. Er fördert dabei viele interessante Details betreffend die Kommunikation der Gesandten untereinander und die Konfrontation mit den Räten des französischen Königs zu Tage. Ein weiteres Beispiel sind die unter Vermittlung der beiden Päpste Julius II. und Leo X. in Rom geführten Friedensverhandlungen zwischen Maximilian und der Signorie von Venedig 1512 und 1514 zur Beendigung des sogenannten Venezianerkriegs. Hier wird besonders das Spannungsverhältnis zwischen den offiziellen Verlautbarungen der Beteiligten und ihren sich hinter verschlossenen Türen abspielenden Abmachungen, wie es zur Verhandlungspraxis gehörte, deutlich. Und als letztes Beispiel werden behandelt die habsburgisch-jagellonischen Verhandlungen im Mai 1515 in Pressburg und der Abschluss des habsburgisch-jagellonischen Vertragswerkes mit der Doppelhochzeit oder besser Doppelverlobung im Juli 1515 in Wien. Während Maximilian in den meisten Fällen ausschließlich durch seine Gesandten verhandeln ließ oder die Gesandten der anderen Mächte an seinem Hof empfing, kam es diesmal zu einem persönlichen Zusammentreffen der beteiligten Herrscher, wobei es galt, den schon vorher im Wesentlichen ausgehandelten Pakt zu feiern. Metzig bietet auch hier ein anschauliches Bild diplomatischer Gepflogenheiten der Zeit; interessant ist auch der Exkurs über die Verflechtungen der maximilianischen Politik mit dem Kapital der Fugger.
Nach den Schlussbetrachtungen, die das Wesentliche der Arbeit überzeugend zusammenfassen, folgt eine kurze italienische Zusammenfassung, die wohl dem Erscheinen des Buches in der Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom geschuldet ist.
Im Anhang bietet Metzig 14 kurze Biographien der wichtigsten Diplomaten Maximilians, insbesondere Kardinal Matthäus Langs, des späteren Erzbischofs von Salzburg. Es folgt der von Heinrich Isaak vertonte Text einer Huldigungsmotette auf Papst Leo X. von einem anonymen Autor, ein musikalisches Geschenk Maximilians an den musikliebenden Papst. 13 zeitgenössische Abbildungen ergänzen den Text der Fallbeispiele. Das Quellen- und Literaturverzeichnis ist umfang- und aufschlussreich. Dabei fällt nur auf, dass Metzig wohl die beiden diplomatiegeschichtlichen Grazer Dissertationen für die Zeit von 1490 bis 1508 von Höflechner und Naschenweg kennt, nicht aber die von Andrea Lanzer (Die Gesandten der süd- und westeuropäischen Mächte 1501-1508, ungedr. phil. Diss. Graz 1986). Das Register ist verlässlich, es finden sich nur einige Unklarheiten bei Verweisen z.B. erscheint der spanische Vizekönig im Text als Ramón de Cardona, im Register aber als Folch de Cardona, Ramón (richtig wäre Cardona, Ramón Folch de) ohne einen Verweis.
Metzig arbeitet sehr gründlich und quellennahe auf Grund von bekannten Dokumenten, aber auch von neuen Funden aus Archiven und Editionen. Hervorzuheben ist auch seine kritische Auseinandersetzung mit der Literatur.
Das Ziel der Arbeit ist, die Diplomatie der Epoche aus der mikrohistorischen Perspektive der Gesandten, also auf der Ebene der konkreten Handlungsträger, und das komplexe Zusammenspiel zwischen Maximilian und seinen Vertretern vor Ort zu untersuchen. Die Arbeit ist ein wertvoller Beitrag zur Diplomatie um 1500 und schließt weitgehend die Lücke in der Geschichte des maximilianischen Gesandtschaftswesens von 1508 - 1519.
Ingeborg Wiesflecker-Friedhuber