Youssef Mogtader / Gregor Schoeler: Turandot. Die persische Märchenerzählung. Edition, Übersetzung, Kommentar, Wiesbaden: Reichert Verlag 2017, 134 + 57 S., ISBN 978-3-95490-283-5, EUR 39,80
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Christian Mauder: Gelehrte Krieger. Die Mamluken als Träger arabischsprachiger Bildung nach al-Ṣafadī, al-Maqrīzī und weiteren Quellen, Hildesheim: Olms 2012
Abu' l-Fa żl Beyhaqi: The History of Beyhaqi: The History of Sultan Mas'ud of Ghazna, 1030-1041. Volume I: Introduction and Translation of Years 421-423 A.H. (1030-1032 A.D.). Transl. with a historical, geographical, linguistic and cultural commentary and notes by C.E. Bosworth. Fully revised and with further commentary by Mohsen Ashtiany, Cambridge, MA / London: Harvard University Press 2011
Francesca Orsini / Samira Sheikh (eds.): After Timur Left. Culture and Circulation in Fifteenth-Century North India, Oxford: Oxford University Press 2014
Felix Brahm / Eve Rosenhaft (eds.): Slavery Hinterland. Transatlantic Slavery and Continental Europe, 1680-1850, Woodbridge: Boydell Press 2016
Walid A. Saleh: The Formation of the Classical Tafsīr-Tradition. The Qur'ān Commentary of al-Tha'labī (d. 427/1035), Leiden / Boston: Brill 2004
Christian Mauder: Gelehrte Krieger. Die Mamluken als Träger arabischsprachiger Bildung nach al-Ṣafadī, al-Maqrīzī und weiteren Quellen, Hildesheim: Olms 2012
Ich denke, die meisten von uns kennen Giacomo Puccinis (1858-1924) Oper "Turandot". Das Libretto basiert auf einem 1762 angefertigten Schauspiel des italienischen Dramatikers Carlo Graf Gozzi (1720-1806). Der Venezianer Gozzi hatte sich als erster europäischer Dichter der Turandot-Geschichte angenommen. Da sein Stück den Titel "Turandot. Fiaba chinese teatrale tragicomica" ("Turandot. Chinesisches tragikkomisches Märchenspiel") trug, verortete man in Europa fortan die Herkunft des Stoffes in China. Das ist allerdings falsch. Die Turandot-Geschichte kommt aus dem islamisch-persischen Raum und findet sich in einer Reihe von Erzählsammlungen.
In dem hier vorliegenden Werk hat es sich der bis 2009 an dem Orientalischen Seminar der Universität Basel tätige Gregor Schöler zusammen mit dem ebendort lange Jahre als Lektor angestellten Youssef Mogtader zur Aufgabe gemacht, zwei der erhaltenen persischen Turandot-Texte zu identifizieren, zu edieren und zu übersetzen.
Eine Art kurze "Ur-Version" der "Rätselprinzessin" findet sich in Sadïd ad-Dïn Muḥammad ʿAufïs (ca. 1170-ca. 1232) Werk Ǧawāmiʿ ul-ḥikāyāt ("Erzählungssammlung"). Schoeler und Mogtader haben als Grundlage für ihre Edition folgende Texte benutzt: (1) Das Offset (1956) einer Handschrift, die dem Herausgeber zufolge aus dem Beginn des 13. Jahrhunderts stammt (= R); (2) ein Manuskript aus der Pariser Bibliothèque Nationale aus dem Jahr 1300 (= P) sowie (3) eine Wiener Handschrift aus der Österreichischen Nationalbibliothek von 1490-1 (= W). Die drei Fassungen unterscheiden sich geringfügig - P und R weniger, W hat Kürzungen. Für die Edition fungierte R als Leithandschrift.
Aus der Kurzversion haben sich dann im Laufe der Zeit Langfassungen entwickelt, die in der Regel den Titel "Geschichte des Prinzen aus Turan" tragen. Als Basis der Edition dieser erweiterten Erzählung nahmen die beiden Islamwissenschaftler die erste Geschichte in der Oxforder Sammelhandschrift Bodleiana Ouseley Nr. 58 (undatiert, wahrscheinlich 18. Jahrhundert). Zum Vergleich wurden dann noch fünf weitere handschriftliche oder gedruckte Fassungen herangezogen. Allerdings handelt es sich in diesen Texten um völlig unterschiedliche Versionen der Erzählung.
Neben der tadellosen Edition und der ganz ausgezeichneten Übersetzung der beiden Geschichten bietet das Buch den Lesern noch den textuellen Kontext des Märchens von der männerfeindlichen Rätselprinzessin, die Geschichte des Stoffes von Gozzis Schauspiel über Friedrich von Schillers (1759-1805) Bearbeitung ("Turandot, Prinzessin von China. Ein tragigkomisches Märchen nach Gozzi") bis hin zum Libretto von Puccinis Oper Turandot sowie ein Interpretationsvorschlag für beide Märchen.
Alles in allem zeigt das Buch, zu welchen großartigen Leistungen "klassische" philologische Arbeit fähig ist.
Stephan Conermann