Volker Arnke: "Vom Frieden" im Dreißigjährigen Krieg. Nicolaus Schaffshausens "De Pace" und der positive Frieden in der Politiktheorie (= bibliothek altes Reich (baR); Bd. 25), Berlin / Boston: De Gruyter Oldenbourg 2018, IX + 294 S., 8 s/w-Abb., ISBN 978-3-11-058062-4, EUR 89,95
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Die Studie, die Volker Arnke vorgelegt hat, darf in jeglicher Hinsicht als gelungen betrachtet werden. Darüber hinaus ist sie ein wichtiger Beitrag zum Thema des Friedens in Bezug auf das Heilige Römische Reich in der Frühen Neuzeit. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht das Traktat De Pace von Nicolaus Schaffshausen, das in drei Auflagen veröffentlicht worden ist: 1629 als Dissertatio, 1632 als Discursus und 1640 als Tractatus. Die beiden ersten Editionen erschienen in Wittenberg; der Tractatus wurde in Hamburg veröffentlicht. Es ist zu begrüßen, dass Arnke sich in seiner Analyse nicht auf den Tractatus beschränkt, sondern alle drei Editionen ins Visier genommen hat, die sich bezüglich Inhalt und Umfang voneinander unterscheiden. Somit ist er imstande, die Entwicklung im politischen Denken Schaffshausens zwischen 1629 und 1640 nachzuvollziehen.
Das Buch Arnkes hat eine kluge Gliederung vorzuweisen. Im ersten Teil befasst er sich mit der Biographie Schaffshausens und dem Umfeld in Wittenberg. Als Kursachsen sich im Prager Frieden (1635) mit dem Kaiser verständigt und anschließend von schwedischen Truppen attackiert wird, flieht Schaffshausen nach Hamburg, wo er bis zu seinem Tode im Jahre 1657 erfolgreich als Anwalt arbeitet. Diese dramatischen Ereignisse haben auch die inhaltlichen Unterschiede zwischen dem Discursus (1632) und dem Tractatus (1640) beeinflusst. Die Entscheidung Arnkes, um Schaffshausens De Pace im Kontext des ius publicum imperii (Öffentliches Recht des Reiches) zu analysieren, erweist sich als richtig.
Die Frage des Friedens ist der Leitfaden in der Schrift Schaffshausens. Er erörtert diese Frage anhand drei thematischer Schwerpunkte: 1. der Friedensbegriff; 2. die Friedensgründe; 3. die Friedenssicherung. In Bezug auf den Friedensbegriff verbindet Schaffshausen die Wörter pax und pactum miteinander. Ähnlich hat in der Antike der römische Jurist Ulpian argumentiert. In De Pace wird Ulpian explizit zitiert. Die Schrift Schaffshausens ist als eine direkte Reaktion auf den Dreißigjährigen Krieg zu bewerten und von Friedenssehnsucht geprägt. Sie setzt sich mit der Verfassung des Heiligen Römischen Reiches, vom Krieg stark beeinträchtigt, auseinander. Für diesen Krieg macht Schaffshausen die Katholiken, insbesondere den Kaiser in Wien und die Jesuiten, verantwortlich. Im Discursus, den er Gustav II. Adolf gewidmet hat, fordert er den schwedischen König dazu auf, die Protestanten mit Waffengewalt vom Joch des Kaisers zu befreien und den Frieden und die Religionsfreiheit im Reich wiederherzustellen. Erst in Hamburg befürwortet er in seinem Tractatus einen rein pazifistischen Ansatz. Dennoch lehnt er einen unehrenhaften Frieden ab; in einem solchen Fall wäre es seines Erachtens besser, den Krieg fortzusetzen. Er erklärt, dass der status mixtus mit einer gerechten Verteilung der Macht zwischen Kaiser und Reichsständen die optimale Verfassungsform für das Heilige Römische Reich ist. Den Reichsständen räumt er ausdrücklich das Widerstandsrecht gegen den Kaiser ein. Zugleich erweist er sich als prinzipieller Verteidiger der religiösen Toleranz.
Nicolaus Schaffshausen gehört nicht zum Kanon der frühneuzeitlichen Autoren, die mit Schriften zum Krieg und Frieden Ruhm und Anerkennung erworben haben, wie zum Beispiel Hugo Grotius. Die Arbeit von Volker Arnke könnte das ändern. Seine Argumentation ist stringent und lädt dazu ein, sich weiter mit Schaffshausens De Pace zu befassen. Der Apparat mit Fußnoten und das Literaturverzeichnis sind exzellent. Arnke ist ein großer Wurf gelungen.
Hans Peterse