Sven Felix Kellerhoff: Hitlers Ende. Der Untergang im Führerbunker, Berlin: Berlin Story 2015, 166 S., div. s/w-Abb., ISBN 978-3-95723-063-8, EUR 16,95
Inhaltsverzeichnis dieses Buches
Buch im KVK suchen
Bitte geben Sie beim Zitieren dieser Rezension die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.
Hans-Christian Harten: Himmlers Lehrer. Die Weltanschauliche Schulung in der SS 1933-1945, Paderborn: Ferdinand Schöningh 2014
Hermann Glaser: Adolf Hitlers Hetzschrift »Mein Kampf«. Ein Beitrag zur Mentalitätsgeschichte des Nationalsozialismus, München: Allitera 2014
Johannes Tuchel / Uwe Neumärker: Der 20. Juli im "Führerhauptquartier Wolfschanze", Berlin: Lukas Verlag 2021
Lars Lüdicke: Hitlers Weltanschauung. Von »Mein Kampf« bis zum »Nero-Befehl«, Paderborn: Ferdinand Schöningh 2016
Moritz Hoffmann: Als der Krieg nach Hause kam. Heute vor 70 Jahren: Chronik des Kriegsendes in Deutschland, Berlin: Ullstein Verlag 2015
Cornelius Ryan: Der letzte Kampf. Aus dem Amerikanischen von Helmut Degner. Mit einer neuen Einführung von Johannes Hürter, Stuttgart: Theiss 2015
Ulrich Herbert: Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert, München: C.H.Beck 2014
Ralf Blank: "Bitter Ends". Die letzten Monate des Zweiten Weltkriegs im Ruhrgebiet 1944/45, Essen: Klartext 2015
Sven Felix Kellerhoff: Anschlag auf Olympia. Was 1972 in München wirklich geschah, Darmstadt: wbg Theiss 2022
Wolfgang Bönitz: Feindliche Bomberverbände im Anflug. Zivilbevölkerung im Luftkrieg, Berlin: Aufbau-Verlag 2003
Sven Felix Kellerhoff: "Mein Kampf". Die Karriere eines deutschen Buches, Stuttgart: Klett-Cotta 2015
"Der Chef brennt! Willst Du mal gucken?" - das soll ein SS-Wachmann am 30. April den Telefonisten Rochus Misch gefragt haben, kurz nachdem die Leichen von Adolf und Eva Hitler vor dem Eingang des Führerbunkers in Flammen aufgegangen waren. Und gucken wollten in der Tat immer schon viele: Die letzten Tage des Diktators inklusive Heirat und Selbstmord waren und sind Gegenstand zahlreicher Bücher von Hugh Trevor-Ropers "Hitlers letzte Tage" bis zu Joachim Fests "Der Untergang" - letzteres Grundlage für Oliver Hirschbiegels gleichnamigen Kinofilm von 2004. [1]
Sven Felix Kellerhoff hat 2003 ein schmales Bändchen im klassischen Reiseführerformat vorgelegt: "Der Führerbunker" sollte den Neugierigen, die in Berlin etwas abseits der Wilhelmstraße vor einem Parkplatz standen, das erklären, was sich unter diesem Parkplatz befand und befindet: Hitlers letztes Refugium unter der Reichskanzlei, genau genommen: Der Raum, in dem er und seine Frau Eva, geborene Braun, Selbstmord begingen. Neu war damals, dass nicht allein - und nicht einmal in erster Linie - die Protagonisten und die Ereignisse unter der Erde im Mittelpunkt standen, sondern das Bauwerk selbst und der (Nicht-)Erinnerungsort nach 1945.
Seitdem hat sich in Berlin-Mitte viel getan - Kellerhoff verweist auf das Holocaust-Mahnmal und die Eröffnung der Topographie des Terrors -, und auch das Bändchen hat mehrere Neuauflagen und kleinere Erweiterungen hinter sich. Das Jubiläumsjahr hat Kellerhoff nun zum Anlass genommen, es noch einmal zu ergänzen, neu zu strukturieren und die Veränderungen zu konsolidieren. Fast ein wenig schade ist es, dass der Relaunch mit einer Änderung des Titels einherging - wohl um die verkaufsfördernden Schlagworte "Hitler" und "Untergang" einzupflegen. Immerhin spiegelt sich der geänderte Titel auch im Inhalt: Vor allem das Kapitel "Das Drama" hat zugelegt. Es eröffnet nun den Band und erzählt auf rund einem Drittel der Seiten den Untergang nicht nur als Kammerspiel im Führerbunker, sondern flicht immer wieder die Perspektive der Berliner Bevölkerung ein. "Die Bühne" vereinigt nun all das, was sich unmittelbar auf den Bunker als Bauwerk bezieht: Die Baugeschichte, den Vergleich mit anderen Bunkern, den Umgang mit den Überresten nach 1945. Am Ende steht "Der Mythos", gewidmet der Wiederauferstehung des Bunkers als Ort in Berlin, zu dem es sich zu positionieren gilt, und als Repräsentation im Film.
Kellerhoff informiert seine Leser weiterhin solide und zuverlässig über sein Sujet, bleibt dabei ohne unzulässige Verkürzungen knapp und allgemein verständlich, vor allem aber bedient er keine voyeuristisch-morbiden Sensationsgelüste und nutzt die problematischen Zeugnisse der Zeitzeugen mit angemessener Skepsis. Alles in allem: Wenig grundstürzend Neues seit dem ersten Erscheinen, aber gelungene Modellpflege, wie die Autobauer sagen würden.
Anmerkung:
[1] Hugh Trevor-Roper: The Last Days of Hitler, London / New York 1947; dt.: Hitlers letzte Tage, Zürich 1948; Joachim Fest: Der Untergang. Hitler und das Ende des Dritten Reiches, Frankfurt am Main 2002.
Sven Keller