Rezension über:

Esther-Beate Körber: Messrelationen. Biobibliographie der deutsch- und lateinischsprachigen "messentlichen" Periodika von 1588 bis 1805. Band I (= Presse und Geschichte - Neue Beiträge; Bd. 93), Bremen: edition lumière 2018, VIII + 832 S., ISBN 978-3-943245-44-8, EUR 59,80
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Esther-Beate Körber: Messrelationen. Biobibliographie der deutsch- und lateinischsprachigen "messentlichen" Periodika von 1588 bis 1805. Band II (= Presse und Geschichte - Neue Beiträge; Bd. 94), Bremen: edition lumière 2018, 731 S., ISBN 978-3-943245-45-5, EUR 59,80
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Rezension von:
Gabriele Haug-Moritz
Institut für Geschichte, Karl-Franzens-Universität, Graz
Redaktionelle Betreuung:
Bettina Braun
Empfohlene Zitierweise:
Gabriele Haug-Moritz: Esther-Beate Körber : Messrelationen (Rezension), in: sehepunkte 19 (2019), Nr. 10 [15.10.2019], URL: https://www.sehepunkte.de
/2019/10/32489.html


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Esther-Beate Körber : Messrelationen

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Als Dokumentation der "Quellengrundlage" ihrer 2016 publizierten Monographie [1] stellt die Autorin im Vorwort ihre zwei, in jeder Hinsicht gewichtigen Bände vor. Dass es sich freilich um weit mehr handelt - um eine Publikation, an der niemand vorbeikommen wird, der/die sich mit dem druckpublizistischen Mediensystem (vor allem) des 17. und 18. Jahrhunderts beschäftigt -, verdeutlichen drei Zahlen: 1330 Messrelationen, einschließlich ihrer bis ins Jahr 1576 reichenden "Vorläufer", werden auf 1432 Seiten vorgestellt und mit mehreren, 117 Seiten umfassenden Registern erschlossen. Messrelationen, wie die anlässlich der Frankfurter und (später auch) Leipziger Frühjahrs- und Herbstmessen im Druck publizierten "messentlichen Periodika" seit der Mitte des 18. Jahrhunderts hießen, sind Nachrichtenkompilationen. Sie informieren, wie das "Register der Orte" zu erkennen gibt, durchaus in globalem Zuschnitt (meist) über das aktuelle Zeitgeschehen der vergangenen Monate. Standen die Messrelationen forschungsgeschichtlich lange im Schatten der zu Beginn des 17. Jahrhunderts ebenfalls periodisch werdenden gedruckten Zeitungen, so wird das Körbersche Œuvre das Seine dazu beitragen, dass dem künftig nicht mehr so sein wird.

Sämtliche 1330 Messrelationen, von denen zumindest ein Exemplar autopsiert wurde, werden integral präsentiert. Wie bereits ihre Monographie, gehorcht auch die bibliographische Repräsentation einem raum-zeitlichen Zugriff, d.h. der Aufbau der Bände ist chronologisch nach Druckorten untergliedert und hier wiederum wird die Druckproduktion einzelner Verlage chronologisch vorgestellt. Titel (und Ausgaben) werden mit Fingerprint sowie sämtlichen bibliographischen Angaben wiedergegeben, wobei die Produzenten - die Kompilatoren, Drucker, Verleger -, differenziert in den Blick genommen werden, auch in Gestalt eines biobibliographischen Registers (1516-1529). Die Standortnachweise erlauben das Auffinden der überlieferten Exemplare, sei es in analoger und/oder digitaler Form.

Was den besonderen Wert des Werkes freilich ausmacht, sind die detaillierten Inhaltsbeschreibungen der einzelnen Messrelationen: Sie referieren die Vorreden, stellen alle Informationen vor, "die Rückschlüsse über das Verhältnis zwischen Verleger und Kompilator, auf Konkurrenzverhältnisse, Zensurkonflikte und Ähnliches erlauben" und sie präsentieren "wichtige und von den Beteiligten wichtig genommene, d.h. längere Berichte" (VII), z.T. auch in Gestalt wörtlicher Zitate. Neben dem Ortsregister werden die inhaltlichen Zusammenfassungen durch ein Themen- und Sachregister sowie ein Titel- und Personenregister erschlossen und für die weitere Forschung zugänglich gemacht. Dergestalt lässt sich mittels der Register z.B. rekonstruieren, welchen Räumen und Regionen in welchen Zeiten ein besonders hoher Nachrichtenwert eignete, aber auch, welche Themen den Kompilatoren besonders verkaufsfördernd erschienen, um das intendierte und vielfach expliziert adressierte Publikum zu erreichen. Faszinierend ist die Vielgestaltigkeit der Themen, die begegnet, denn auf Interesse stieß offenkundig nicht nur das aktuelle Zeitgeschehen, sondern auch, um zwei willkürliche Beispiele herauszugreifen, die Meerwasserentsalzung oder der Stierkampf.

Kurzum: Körber hat einen weiteren wichtigen Baustein geliefert, um das frühneuzeitliche druckpublizistische Mediensystem besser verstehen und erklären zu können. Dass Esther-Beate Körber all dies im Rahmen eines von Holger Böning geleiteten, vierjährigen DFG-Forschungsprojektes, das am Institut für Deutsche Presseforschung an der Universität Bremen angesiedelt war, erarbeitet hat, verdient höchsten Respekt.


Anmerkung:

[1] Esther-Beate Körber: Messrelationen. Geschichte der deutsch- und lateinischsprachigen "messentlichen" Periodika von 1588 bis 1805, Bremen 2016.

Gabriele Haug-Moritz